ZUM TOD DES SCHWEIZERISCH-AMERIKANISCHEN FOTOGRAFEN UND FILMREGISSEURS ROBERT FRANK
10.09.2019 Der am 9. November 1924 in Zürich geborene schweizerisch-amerikanische Fotograf, Filmregisseur und Kameramann Robert Frank (Bild) ist am 9. September 2019 in Inverness (Nova Scotia, Kanada) gestorben. Mit seinem Fotobuch "The Americans" (1958) revolutionierte Frank die Ästhetik des Fotobuchs; es zählt daher zu den einflussreichsten Fotobänden des 20. Jahrhunderts. Ein Jahr darauf erweiterte Frank diesen Stil auf Dokumentarfilme, was auch als der Beginn des independent film gilt. Später folgten experimentelle Fotomontagen.*) Neben unzähligen weiteren Auszeichnungen erhielt Frank 2009 den Schweizer Grand Prix Design und 2012 den Swiss Press Photo Lifetime Achievement Award.
Foto: © Ruth Erdt, Grand Prix Design 2009, https://www.bak.admin.ch/bak/en/home/news/bak---bildergalerien/swiss-grand-prix-of-design/grand-prix-design-2009.html (Ausschnitt)
Robert Frank, der Gotthard Schuh als Vorbild bewunderte, hat einen völlig eigenständigen, subjektiven und sozialkritischen Stil einer poetisch-dokumentarischen Fotografie entwickelt, die die Amerikaner als «snapshot aesthetic» bezeichnen. Frank lässt dabei Henri Cartier-Bressons «entscheidenden Augenblick» hinter sich und findet im Werk des amerikanischen Fotografen Walker Evans nicht nur eine Orientierung dafür, was er selbst in Amerika fotografieren wird, sondern auch eine Vorstellung dessen, wie das Gesehene verstanden werden kann. Frank bricht mit allen Regeln der klassischen Dokumentarfotografie und sprengt mit seinem freien, intuitiven und spontanen Zugang die Grenzen zwischen stillen und bewegten Bildern. Kaum jemand hat die Fotografie in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts so nachhaltig geprägt wie er. Seit dem Erscheinen von Les Américains (1958) gehört Robert Frank zu den wichtigsten und einflussreichsten Fotografen überhaupt.
Juri Steiner, 2011
http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4005204
Die ersten Kontaktbogen seines immensen Werkverzeichnisses könnten ihn durchaus als Dokumentaristen ausweisen: Albisgüetli-Chilbi und 1.-Mai-Demonstration, Zürich 1945. Die Zeitschriften «Camera» und «Du» publizieren Einzelbilder. Aber dass er von Magnum nicht berücksichtigt wird, ist symptomatisch - und ein Glücksfall. Als Fotograf des Beiläufigen und Normalen geht er den wichtigen Ereignissen geradezu aus dem Weg. Er misstraut dem äusseren Schein, und so entsprechen die vielen Unschärfen seiner Bilder vollkommen seiner inneren poetischen Bewegtheit. Die Reportagen aus London und Paris, aus Peru und Spanien künden davon. Dieser Blick, der bis heute wach ist und ein grandioses fotografisches Werk der zweiten Lebenshälfte produziert hat, der hinter die blossen Erscheinungen vorstösst, schenkt uns eine subjektive Chronik von Welthaltigkeit, die auf Wahrheit abzielt. Frank ist Kult - und Kunst.
Swiss Press Photo Lifetime Achievement Award 2012
https://swisspressaward.ch/de/user/a00004108/section/swiss-press-awards/
"Essenz der Zivilisation"
Frank habe die Geschichte der Fotografie geprägt, würdigte Kulturminister Alain Berset den Verstorbenen auf seiner Facebook-Seite. Sein Fotobuch-Klassiker "The Americans" habe die "Essenz der Zivilisation" erfasst, schreibt der Bundesrat. "Mit dieser Serie hat Frank einen neuen Typus sehr persönlicher Fotos geschaffen." Frank wurde unter anderem 2009 mit dem Schweizer Grand Prix Design geehrt.
https://www.swissinfo.ch/ger/fotograf-robert-frank-mit-94-gestorben/45218388
Der schweizerisch-amerikanische Künstler Robert Frank hat die Fotografie und den Film revolutioniert
Daniele Muscionico, Kerstin Stremmel, Patrick Straumann
«Ich versuche, das Innere zu erkennen. Doch nur das Äussere ist wahr. Und das ändert sich stets.»
Der verstorbene Fotograf Robert Frank war auch ein begnadeter Filmer.
Patrick Straumann
https://www.nzz.ch/feuilleton/nachruf-robert-frank-als-filmemacher-ld.1316251?reduced=true
Er zeigte, wie Amerika aus der Balance geriet
Draussen vor der Tür. Dort stand er meistens, wenn man über ihn sprach, an Pressekonferenzen, bei klugen Debatten über sein Werk: Robert Frank misstraute Worten. Kunst sei, was er mache? Sollten andere das behaupten. Ihn interessierte es nie, «state of the art» zu sein. Oder im Zentrum irgendeines aufgeregten Interesses.
Daniele Muscionico
https://www.derbund.ch/kultur/kunst/er-zeigte-wie-amerika-aus-der-balance-geriet/story/16355562
Der Poet der Fotografie
Eine junge Frau steht in einem Lift. Verträumt schaut sie nach oben. Auch die Leute um sie herum wirken wie aus einem Traum: dunkel, verschwommen, kaum wahrnehmbar. Diese Szene aus einem Hotel in Miami Beach aus dem Jahr 1955 ist eines der bekanntesten Bilder des Fotografen Robert Frank. Und dieses entsprach damals überhaupt nicht der Vorstellung von guter Fotografie.
Erst später erkannte man: Franks spontaner, roher Stil hat die ganze Kunst der Fotografie revolutioniert.
Tom Hägler
Fotograf mit dem Blick eines Fremden
Robert Frank war einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er revolutionierte die Art, die Welt zu betrachten.
Kai Müller
Der Amerikaner
Chronist des Rock'n'Roll, Freund der Beatniks, eine New Yorker Künstlergestalt par excellence: Der große Fotograf Robert Frank ist tot.
Ulf Erdmann Ziegler
https://taz.de/Nachruf-auf-Fotografen-Robert-Frank/!5625295/
Der New Yorker mit der kleinen Leica
Als Gerhard Steidl Frank im Sommer 2014 den Vorschlag machte, eine Ausstellung seiner Aufnahmen einmal nicht mit millionenschwer versicherten Gelatine-Silver-Prints zu machen, gerahmt wie für die Ewigkeit, sondern auf einfachen, riesigen Zeitungspapierbahnen, gefiel das Frank auf Anhieb: "Cheap, quick and dirty", rief er, "that's how I like it!" Seine einzige Bedingung war: Nach der Ausstellung, die er mit der SZ verwirklichte, musste alles weggeworfen werden.
Alex Rühle
https://www.sueddeutsche.de/kultur/robert-frank-nachruf-1.4595458
Bilder, die sich wie Gedichte lesen
Fotos oder Bücher mit Fotos, sagte der schweizerisch-amerikanische Weltbeobachter Robert Frank, seien "Blicke zurück in eine entschwundene Zeit und Welt". Aber, beeilte er sich hinzuzusetzen: "Das Einzige, was mich interessiert, ist, was ich zuletzt gemacht habe."
Ingeborg Ruthe
Der Ford, der Tod und die Pappeln
Zwischenmenschliche Kälte trieb ihn an, und er fand eine rauhe, eigensinnige Bildsprache dafür.
Freddy Langer
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/zum-tod-des-fotografen-robert-frank-16378039.html
Solche Fotografien gibt es nicht mehr
Seiner Kamera entging nichts. In New Orleans fotografierte er einen Bus, aus dem ein Afroamerikaner angsterfüllt aus dem Fenster starrt. Eine weiße, gut gekleidete Dame wirft dem Fotografen aus dem Augenwinkel einen verbitterten Blick zu. Robert Frank besaß die Gabe, dem Betrachter mit einem einzigen Bild Vorgänge zu erklären, für die Worte allein manchmal nicht reichen.
Nora Malles
https://www.monopol-magazin.de/nachruf-robert-frank
Foto: © Ruth Erdt, Grand Prix Design 2009, https://www.bak.admin.ch/bak/en/home/news/bak---bildergalerien/swiss-grand-prix-of-design/grand-prix-design-2009.html
Robert Frank, monument de la photographie né en Suisse, est mort à 94 ans
Le photographe s'était notamment fait connaitre en son livre «Les Américains», paru en 1958 avec une préface de Jack Kerouac. Il a aussi réalisé une vingtaine de films
ats
https://www.letemps.ch/culture/robert-frank-monument-photographie-ne-suisse-mort-94-ans
Son regard a changé le notre
En 2009 et 2010, une grande rétrospective lui a été consacrée par la National Gallery of Art à Washington et le Jeu de Paume à Paris. En 2018, les Rencontres photographiques d'Arles rendaient hommage au photographe avec des clichés connus et inédits de son livre "Les Américains".
ats/mcm
Addio a Robert Frank
Mondo della fotografia in lutto: lo svizzero naturalizzato statunitense Robert Frank, uno dei più influenti fotografi del ventesimo secolo, è morto a Inverness in Nova Scotia.
https://www.rsi.ch/news/vita-quotidiana/cultura-e-spettacoli/Addio-a-Robert-Frank-12166621.html
Robert Frank: «Après ma mort, je ne veux pas que l'on commercialise mon œuvre»
«Le Monde» a rencontré en 1994 le photographe et cinéaste, mort le 9 septembre. Il livrait ses réflexions sur le champ d'une œuvre, l'évolution de son travail et ses cinquante ans de photo, vidéo et cinéma.
Propos recueillis par Michel Guerrin et Henri Béhar
Robert Frank, l'Amérique en négatif
Le photographe et cinéaste américain d'origine suisse s'est éteint lundi à l'âge de 94 ans. Dernier monument de la génération Beat, il aura transfiguré la manière de regarder les Etats-Unis avec son chef-d'œuvre «les Américains».
Clémentine Mercier
https://next.liberation.fr/images/2019/09/10/robert-frank-l-amerique-en-negatif_1750555
"Snapshot Aesthetic"
Mr. Frank may well have been the unwitting father of what became known in the late 1960s as "the snapshot aesthetic," a personal offhand style that sought to capture the look and feel of spontaneity in an authentic moment. The pictures had a profound influence on the way photographers began to approach not only their subjects but also the picture frame.
Philip Gefter
https://www.nytimes.com/2019/09/10/arts/robert-frank-dead-americans-photography.html
Robert Frank obituary
Photographer whose work captured the lives of ordinary people and those on the margins
Amanda Hopkinson
https://www.theguardian.com/artanddesign/2019/sep/10/robert-frank-obituary
Videos:
Robert Frank on photographing The Americans
https://www.youtube.com/watch?v=9kMwnmrL5FM
Inside Photographer Robert Frank's The Americans
https://www.youtube.com/watch?v=mHtRZBDOgag
Pull My Daisy - 1959 (Sub Ita) [Jack Kerouac, Allen Ginsberg, Gregory Corso]
https://www.youtube.com/watch?v=_12rctV5Z84
Keith Richards.Cocksucker Blues Movie. Robert Frank
https://www.youtube.com/watch?v=pzqRxABX8zs
Leaving Home, Coming Home: A Portrait of Robert Frank (2005)
https://www.youtube.com/watch?v=yV7KhpHUm2g
Don't Blink - Robert Frank Official Trailer 1 (2016) - Documentary HD
https://www.youtube.com/watch?v=3yZAzXzS47E
Robert Frank interviewed by Peter Burchett
SRF WISSEN, 16.09.2005, 12:00 Uhr
Robert Frank: Ein Porträt des Fotografen
«Kulturzeit» porträtiert den Fotografen Robert Frank anlässlich seiner Ausstellung «Storylines» im Fotomuseum Winterthur.
Robert Frank explique son travail sur "Les Américains"
Décès de Robert Frank, photographe américain d'origine suisse
Audios:
Radio DRS, Kultur-Clips, 20.05.1995
«Focus»: Gespräch mit dem grossen Fotografen Robert Frank
Radio SRF, Kultur-Aktualität, 10.9.2019
Zum Tod von Robert Frank: Gespräch mit Urs Stahel
Radio SRF, Echo der Zeit, 10.9.2019
Was verliert die Fotografie mit dem Tod von Robert Frank? Frage an den Schweizer Fotografen Michael von Graffenried.
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=6732074b-05fa-419c-bc39-b7418f41ff3a
Mehr:
https://www.facebook.com/robertfrankphotography/
https://www.fotostiftung.ch/de/nc/index-der-fotografinnen/fotografin/cumulus/631/F/show/60712/
http://photography-now.com/artist/robert-frank
http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4005204
https://swisspressaward.ch/de/user/a00004108/section/swiss-press-awards/
https://www.swissbib.ch/Search/Results?lookfor=Robert+Frank
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118855387
https://www.imdb.com/name/nm0291071/
https://steidl.de/Kuenstler/Robert-Frank-0326354149.html
https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Frank
*) https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Frank#cite_note-4
#RobertFrank #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Foto: © Ruth Erdt, Grand Prix Design 2009, https://www.bak.admin.ch/bak/en/home/news/bak---bildergalerien/swiss-grand-prix-of-design/grand-prix-design-2009.html