ZUSAMMENSCHLUSS DER REGIONALMEDIEN VON "NZZ"-MEDIENGRUPPE UND "AZ" MEDIEN
07.12.2017 Die "AZ" Medien und die "NZZ"-Mediengruppe führen ihr regionales Mediengeschäft in einem Joint Venture zusammen, an dem beide zur Hälfte beteiligt sind. Gemeinsam wollen sie "die regionale Publizistik in der Deutschschweiz stärken und die digitale Transformation vorantreiben", wie sie heute in einer gemeinsamen Medienmitteilung schreiben. Das Joint Venture steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Wettbewerbskommission.
Bild: Peter Wanner (links) und Etienne Jornod - Foto: zVg
Die Medienmitteilung beginnt wie folgt: "Die 'AZ' Medien und die 'NZZ'-Mediengruppe bündeln ihre Kräfte und gründen ein zukunftsgerichtetes und eigenständiges Medienunternehmen mit starker regionaler Verankerung. So sichern beide die Unabhängigkeit und Weiterentwicklung all ihrer regionalen Medienmarken in einem herausfordernden Marktumfeld. Das neue Unternehmen wird mit den Regional-Zeitungen und -Onlineportalen sowie Radio- und TV-Stationen beider Unternehmen und den Zeitschriften der 'AZ' Medien rund 2 Mio. Personen in der Deutschschweiz erreichen. Mit knapp 500 Mio. CHF Umsatz und 2'000 Mitarbeitenden wird es zu den führenden Medienunternehmen der Schweiz zählen."
Ziel des Joint Ventures sei es, langfristig in die Weiterentwicklung der Marken und Produkte zu investieren, mit Innovationen die digitale Transformation zu forcieren und damit das Regionalmediengeschäft in die Zukunft zu führen.
"Die 'AZ' Medien und die 'NZZ'-Regionalmedien legen beide ihren strategischen Fokus auf die Publizistik und sind einer liberalen Grundhaltung verpflichtet. Gemeinsam können wir unsere Reichweite erhöhen und Grössenvorteile erzielen. Durch den Zusammenschluss entsteht ein Medienunternehmen, dessen Nachhaltigkeit durch die 'NZZ'-Aktionäre und die Familie Wanner gewährleistet ist", betont Etienne Jornod, Verwaltungsratspräsident der 'NZZ'-Mediengruppe.
"Regionalmedien leisten in der
föderalistischen, direktdemokratischen Schweiz einen wichtigen Beitrag zur
Meinungsbildung. Gemeinsam gründen wir ein breit aufgestelltes,
wettbewerbsfähiges Medienunternehmen, das die nötige Finanzkraft hat, um in
die Zukunft zu investieren", sagt Peter Wanner, Verleger der 'AZ' Medien.
An der neuen Aktiengesellschaft seien die beiden Medienunternehmen zu gleichen
Teilen beteiligt. Die "NZZ"-Mediengruppe und die "AZ" Medien haben sich auf eine
gemeinsame Führung des Joint Ventures geeinigt. Der Verwaltungsrat soll von
Peter Wanner präsidiert werden. Jörg Schnyder, derzeit Finanzchef und Vorsitzender
der Unternehmensleitung a. i. der "NZZ"-Mediengruppe, wird Vizepräsident und
Leiter des Finanzausschusses. Pascal Hollenstein, aktuell Leiter Publizistik
der "NZZ"-Regionalmedien, verantwortet als publizistischer Leiter sämtliche
Zeitungstitel des neuen Medienunternehmens. Axel Wüstmann, aktuell CEO der "AZ"
Medien, wird CEO des Joint Ventures, und Jürg Weber, derzeit Leiter der
"NZZ"-Regionalmedien, wird stellvertretender CEO.
Zum neuen Unternehmen gehören alle Einheiten der "AZ" Medien mit Ausnahme von "Watson". Die "NZZ"-Mediengruppe integriert ihr gesamtes Regionalmediengeschäft in das Joint Venture. Auch die Druckereien beider Unternehmen werden Teil davon. Sämtliche Mitarbeitenden und Führungskräfte dieser Bereiche der beiden Unternehmen gehen in das neue Unternehmen über.
Nicht Bestandteil sind die Geschäftsbereiche "NZZ" Medien und Business Medien der "NZZ"-Mediengruppe sowie die konzessionierten Radio- und TV-Sender beider Unternehmen.
"Das Joint Venture arbeitet partnerschaftlich mit der 'NZZ'-Mediengruppe zusammen und bezieht unter anderem deren Technologie-Dienstleistungen. Über die finanziellen Einzelheiten haben die Partner Stillschweigen vereinbart.", heisst es abschliessend.
Quelle:
Auch die Gewerkschaft Syndicom reagiert skeptisch. Sie warnt vor einem «Einheitsbrei» durch die weitere Medienkonzentration in der Schweiz. Die Gefahr, dass für nationale Themen eine regionale Perspektive verloren gehe, bestehe, sagt auch Manuel Puppis, Medienwissenschaftler an der Universität Freiburg i.Ue..
«Es gehen publizistische Einheiten verloren, es gibt weniger Zeitungen, die unabhängig voneinander sind, und das heisst, es gibt auch einen Verlust der Vielfalt», erklärt er gegenüber Radio SRF. Doch er gibt auch zu bedenken: «Betriebswirtschaftlich macht es sicher Sinn, dass man alles, was überregional ist, innerhalb eines Unternehmens zusammenlegt und nicht mehrfach produziert.»
Euphorischer "NZZ"-Präsident, wehmütiger "AZ"-Verleger
Was sich die beiden Medienhäuser von ihrem Deal erhoffen, wer welchen Schlüsselposten übernimmt und wie andere Verleger reagieren.
Claudia Blumer
"AZ" Medien und "NZZ"-Gruppe suchen Grössenvorteil
Peter Wanner und Etienne Jornod gründen ein «schlagkräftiges Regionalmedienunternehmen», wie die beiden Verleger vor den Medien sagten. Die Fusion ordnet die Kräfteverhältnisse im Medienmarkt neu. Die Gewerkschaften meldeten sich umgehend zu Wort.
http://www.persoenlich.com/medien/az-medien-und-nzz-gruppe-suchen-grossenvorteil
http://www.persoenlich.com/medien/sechs-antworten-zum-medien-deal-des-jahres
http://www.persoenlich.com/medien/fur-die-ostschweizer-kommen-fragen-auf
http://www.persoenlich.com/medien/kreative-reaktionen-auf-das-joint-venture
Les rédactions régionales de "NZZ" et "AZ" Medien fusionnent
Les groupes "NZZ" et "AZ" Medien regroupent les forces de leurs journaux et médias électroniques régionaux. La nouvelle entité commune touchera deux millions de lecteurs, d'auditeurs et de téléspectateurs outre-Sarine. La COMCO doit encore donner son accord.
"NZZ" und "AZ": Gegensätzliche Reaktionen
"Infosperber.ch" hatte bereits am 2. Dezember ein "Horrorszenario" für die Schweizer Zeitungslandschaft entworfen: Mittelfristig könnten nur noch drei grosse Konzerne das Nachrichtengeschäft dominieren: Ringier, NZZ-AZ und Blochers "BaZ" mit Somedia ("Südostschweiz"), "Bieler Tagblatt" und den bereits gekauften Gratisanzeigern. Letzte Bastionen: die "Schaffhauser Nachrichten" und die "WoZ" ...
Peter Surber
https://www.saiten.ch/nzz-und-az-gehen-zusammen/
Luzerner Zeitung: Die Chefs sitzen nun im Aargau
In Luzern sollte man sich warm anziehen, denn die Besetzung der wichtigsten Chefposten zeigt deutlich: Der Wind bei der "Luzerner" und der "Zuger Zeitung" bläst zukünftig aus dem Norden. Und der heisst umgangssprachlich Bise.
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Audios / Videos:
"NZZ" und "AZ"-Medien fusionieren Regionalmedien
"Rendez-vous", heute, 12:30 Uhr
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=27ac3e86-0470-4715-9155-ca488be1a715
Joint Venture von "AZ" und "NZZ": Einschätzung von Medienwissenschafter Manuel Puppis
Interview mit Pascal Hollenstein, Redaktioneller Leiter (07.12.2017)
Medienkonzentration in der Schweiz geht weiter
Die Aargauer "AZ"-Medien und die "NZZ"-Gruppe legen ihre regionalen Medien zusammen. Eigenständig als Zeitung bleibt die "NZZ".
Rafael von Matt
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=ad7e7b12-7379-485f-91c4-4ea112c0e71a
"Mit weniger Mitteln eine Minimal-Qualität liefern"
Das Joint Venture zwischen der "NZZ"-Mediengruppe und "AZ"-Medien soll die regionale Publizistik in der Deutschschweiz stärken. Beide Marken würden sich ihre Unabhängigkeit in einem herausfordernden Marktumfeld sichern. Wie sieht das der Publizistikprofessor Heinz Bonfadelli?
Samuel Wyss
https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=7888c786-3682-47c7-86e1-ded4e5d5da95
Grossfusion in der Schweizer Medienlandschaft
SRF- "Tagesschau", heute, 19:30 Uhr
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"'AZ'-Medien und 'NZZ'-Gruppe veranstalten ein mediales Erdbeben"
syndicom fordert: Keine Entlassungen und einen Gesamtarbeitsvertrag für die Angestellten
impressum: Stop dem Vielfaltssterben durch Kündigungsstop, journalistische Leistungsaufträge und WEKO
Das Vielfaltssterben der journalistischen Publizistik erreicht mit dem Joint Venture einen neuen Tiefpunkt. impressum fordert von den Firmen den Verzicht auf Kündigungen und von Bund und Kantonen Sofortmassnahmen. Die WEKO muss ihre Verantwortung wahrnehmen, "sozial schädliche Auswirkungen" marktbeherrschender Stellungen zu verhindern. Und Bund und Kantone sollen mit ausgeschriebenen Leistungsaufträgen für journalistische Projekte die Vielfalt aktiv und direkt stärken.