DER KONRAD-WOLF-PREIS 2019 GEHT AN DIE SCHWEIZERIN HEIDI SPECOGNA
19.08.2019 Die Schweizer Dokumentarfilmregisseurin Heidi Specogna (Bild) wird mit dem Konrad-Wolf-Preis 2019 der Akademie der Künste Berlin ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises, der mit 5'000 Euro dotiert ist, findet am 20. Oktober 2019 in Berlin statt. Die Jury bildeten die Akademie-Mitglieder Alexander Horwath, Helke Sander und Tamara Trampe.
Foto: © http://www.heidispecogna.de/
Aus der Begründung der Jury:
"Heidi Specogna dreht dort, von wo uns keine Nachrichten mehr erreichen. Ihre Sprachkenntnisse, ihre umsichtige Art, aber auch ihr Beharrungsvermögen ermöglichen es ihr, in ganz ausserordentlicher Weise die persönliche Geschichte ihrer Protagonisten vor dem politischen Hintergrund ihrer Länder - hauptsächlich Lateinamerika und Afrika - aufzufächern.
Als Beispiel sei hier Cahier Africain (2016), ein Film aus der krisengeschüttelten Zentralafrikanischen Republik, genannt. Specogna versteht es besonders, die Schicksale der Frauen zu beleuchten, die von Kindheit an massenhaft Opfer oder Zeugen von Kriegsgräuel und Vergewaltigungen wurden. Ohne ihre Filme wüssten wir weder etwas darüber, wie die dort lebenden Menschen um Aufklärung der Verbrechen und Gerechtigkeit kämpfen, noch über ihren Alltag, in dem sie mit ihren Traumata klarkommen müssen.
In diese Länder zu reisen, sich den Strapazen und Gefährdungen
auszusetzen, erfordert einen ungeheuren Mut von ihr und ihrem Team.
Wie der Spielfilmregisseur Konrad Wolf interessiert sich Heidi Specogna für das
Schicksal des Einzelnen im Treibsand der grossen Politik."
Heidi Specogna
hat von 1988 bis heute ein reichhaltiges dokumentarisches Werk geschaffen. 1959
in der Schweiz geboren, besucht sie in Zürich die Journalistenschule, wird
Mitglied des Journalistenbüros "Presseladen" und studiert in Berlin an der
Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) Regie. Ihr Kurzfilm Fährten gewinnt 1985 den Berner
Filmpreis. Sie erhält einen Lehrauftrag an der Hochschule der Künste Berlin im
Bereich Montage, gründet 1990 ihre eigene Produktionsfirma. Mit Tania La Guerrillera (1991),
einem Dokumentarfilm über Tamara Bunke, einer Weggefährtin Che Guevaras, und Deckname Rosa (1993) über die
illegale Tätigkeit einer Funkerin der Roten Kapelle demonstriert Heidi Specogna
ihr Interesse an den Biografien widerständiger und kämpferischer Frauen. Sie
realisiert mehrere Dokumentarfilme in Lateinamerika, darunter Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez
(2005/2006), der von einem Strassenjungen aus Guatemala erzählt, anhand dessen
Fluchtroute sie die Schicksale von Migrantinnen und Migranten aus
lateinamerikanischen Ländern aufzeichnet.
Mit Das Schiff des Torjägers
(2010), Carte Blanche
(2011) und Cahier Africain
(2016) verlagerte sie ihren Schwerpunkt auf den afrikanischen Kontinent. Bei
der Schilderung der dortigen Verhältnisse, die durch Armut und Bürgerkrieg
geprägt sind, verliert sie nie die Verantwortung des Westens aus dem Blick.
Aktuell plant sie Projekte in Brasilien, Äthiopien und Kenia. Filmografie unter
http://www.heidispecogna.de/
Benannt nach dem Filmregisseur und langjährigen Präsidenten der Akademie der Künste der DDR wird der Konrad-Wolf-Preis jährlich für herausragende künstlerische Leistungen auf den Gebieten der Darstellenden Kunst oder der Film- und Medienkunst vergeben. Zuletzt ging er an die Kulturzeitschrift Lettre International (2018), an die ungarische Regisseurin Márta Mészáros (2017) und an die Theater-und Opernregisseurin Nicola Hümpel von Nico and the Navigators (2016).
cp
Kontakt:
https://www.adk.de/de/presse/pressemitteilungen.htm?we_objectID=60191
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