DER PUBLIZISTENPREIS DER DEUTSCHEN BIBLIOTHEKEN GEHT AN DEN SCHWEIZER RETO U. SCHNEIDER
05.05.2018 Der mit 5'000 Euro dotierte Publizistenpreis der deutschen Bibliotheken (Helmut-Sontag-Preis) geht in diesem Jahr an den Schweizer Wissenschaftsjournalisten Reto U. Schneider. Ausgezeichnet werden seine Beiträge "Besuch bei der alten Dame" und "Letzte Mahnung" aus der Sonderausgabe von "NZZ-Folio" zum Thema Bibliotheken (August 2017).
Die Preisverleihung durch den Deutschen Bibliotheksverband (dbv) und die
Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg) wird am 15. Juni 2018 im Rahmen der
Abschlussveranstaltung des Bibliothekartages in Berlin stattfinden. Schneiders
Einreichung wurde von einer unabhängigen Jury, bestehend aus VertreterInnen
der bibliothekarischen Verbände (BIB, dbv und VDB) sowie von Medien und
Verlagen, ausgewählt.
In der der Jurybegründung heisst es:
"Dass eine international bekannte Zeitung wie die 'Neue Zürcher Zeitung' ihr auch im Ausland vielgelesenes Magazin 'NZZ Folio' vollständig dem Thema Bibliotheken widmet, dürfte eine absolute Ausnahme sein. Im Zentrum des August-Hefts von 'NZZ Folio' stand im letzten Jahr eine Bibliothek, die 100jährige Zentralbibliothek Zürich, vor Ort mit liebevollem Understatement auch ZB genannt. Unentbehrlich seien Bibliotheken, titelte das Editorial. Der bekannte Schweizer Wissenschaftsjournalist Reto U. Schneider zeigt in seinem Beitrag 'Besuch bei der alten Dame', warum.
Er zeigt, dass die ZB gleichermaßen eine ganz ungewöhnliche wie auch ganz gewöhnliche Bibliothek ist. Ungewöhnlich sind vor allem die Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Sie betreiben Schatzsuche, ermöglichen das Kennenlernen des künftigen Lebenspartners, machen verborgene Texte wieder sichtbar und notfalls sogar den Waffenschein. Und sie springen über ihren Schatten, wenn sie Büchern 'auf Nimmerwiedersehen' sagen, weil diese in den Besitz der neugegründeten Speicherbibliothek übergehen, um Platz für neue Angebote zu schaffen.
Schneider zeigt aber auch, dass die ZB eine ganz
gewöhnliche Bibliothek ist. Sie besitzt Handschriften aus dem 9. oder sogar dem
7. Jahrhundert. Sie kämpft mit dem Platzmangel ebenso wie mit feuchten Kellern
und sommerlicher Hitze. Sie hat sonntags geöffnet, und zehn Millionen Franken
aus dem Lotteriefonds reichen nicht aus, um die wichtigsten Dokumente zu
scannen. Sie sorgt dafür, dass Bücher auch in hundert oder tausend Jahren noch
gelesen werden können, gleichgültig ob sie gedruckt oder digitalisiert wurden.
Reto U. Schneider ist es mit seinem ebenso umfangreichen, gut recherchierten wie spannend geschriebenen Artikel über die Zentralbibliothek Zürich gelungen, Bibliotheken ein ganz besonderes Denkmal zu setzen, das überregional wahrgenommen wurde.
Schneiders Reportage über die ZB zeigt: Bibliotheken sind
wichtig. Sie erfinden sich neu, öffnen sich für neue Nutzergruppen und zugleich
bleibt die Grundidee der Bibliotheken bestehen: Informationen sollen gesichert
und auch in hundert oder tausend Jahren noch lesbar sein.
Schneider bleibt beim Grundsätzlichen aber nicht stehen, sondern hat sich auch
noch mit einem ganz anderen Aspekt der Bibliothekskultur beschäftigt: der 'letzten Mahnung'. Er gibt den Bibliotheken mit auf den Weg, sie mögen ihre
Mahngebühren drastisch senken oder ganz abschaffen, denn Gebühren bestrafen vor
allem diejenigen Menschen, für die selbst geringe Beträge bedeutend sind."
Weitere Informationen zum Preisträger 2018:
http://www.bibliotheksverband.de/dbv/auszeichnungen/publizistenpreis/preistraeger
http://folio.nzz.ch/2017/august/der-besuch-bei-der-alten-dame
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