RADIO-TIPP: "INFORMATIONSKRIEG – DAS ENDE DER WAHRHEIT"
18.02.2017 Radio SRF 4 News, "International" vom heutigen Samstag, 9.08 Uhr / Wiederholungen vgl. Link
Nicht mehr Panzer oder Flugzeuge, nicht mehr Waffen entscheiden über Sieg oder Niederlage. Sondern Worte. Moderne Konflikte werden immer häufiger als Propagandakriege ausgetragen.
Das verschafft militärisch unterlegenen Gegnern wie Russland oder dem sogenannten «Islamischen Staat» Vorteile. Sie kontrollieren ihre Medien und nutzen sie, um gezielte Botschaften in westlichen Ländern zu platzieren.
Der grosszügig finanzierte Sender Russia Today ist ein wichtiges Instrument, ebenso die Internetplattform Sputnik News. Dazu kommen emsige russische Trolle, eigentliche Troll-Fabriken, die sogenannte «Fake-News» produzieren, westliche Redaktionen mit einer Flut von angeblichen Leserkommentaren eindecken und so für einen schwer durchdringbaren Informationsnebel sorgen.
Das passiert
manchmal plump, immer öfter aber auch sehr geschickt. Die Grenze zwischen
Tatsachen und Meinungen wird bewusst verwischt. Und immer mehr Leser, Hörer
oder Zuschauer im Westen trauen im Grunde niemandem mehr. Und vor allem: Sie
misstrauen ihren Regierungen, den Medien, den sogenannten Eliten. Das ist eine
grosse Chance für ausländische «Informationskrieger».
Der Westen tut sich schwer damit, eine Gegenstrategie zu finden. Die EU hat zwar in Brüssel ein kleines Büro geschaffen, das Falschmeldungen richtigstellt und zeigt, wo Russland desinformiert hat.
Die Nato besitzt seit gut zwei Jahren das Stratcom-Zentrum im lettischen Riga, eine Denkfabrik, welche die Informationstätigkeit des Gegners, ob nun russisch oder islamistisch, analysiert, erklärt und Lehren daraus zieht.
Darauf, selber mit Gegenpropaganda
zu antworten, verzichte man jedoch, sagt Direktor Janis Sarts. Es wäre
unsinnig. Man würde damit die eigene Glaubwürdigkeit völlig zerstören. Und die
westlichen Medien würden «Fake-News» seitens der Nato, der EU oder aus
westlichen Regierungsquellen rasch und wirksam aufdecken. Sarts gibt aber auch
zu: «Im Moment sind uns unsere Gegner überlegen; wir befinden uns auf einer
Aufholjagd.»
Die führenden westlichen Medien stellt der Informationskrieg vor enorme Probleme. Selbst grosse Redaktionen wie jene des britischen Senders BBC oder der deutschen Nachrichtenagentur DPA.
Immer mehr Journalisten müssen die Flut an Informationen beobachten und bewerten, um Fakten von Lügen zu unterscheiden. Redaktionen werden als Filter immer wichtiger. Doch zugleich wird ihre Aufgabe durch immer mehr Desinformation erschwert.
Autoren: Fredy Gsteiger und David Nauer, Redaktion: Martin Durrer
srf
Hören:
http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=a64106a9-880f-4333-aa5e-ee9dc3574e2f
Radio-Link:
http://www.srf.ch/sendungen/international/informationskrieg-das-ende-der-wahrheit