SOLIDARITÄT MIT KULTURSCHAFFENDEN UND VERANSTALTENDEN IN DER CORONAVIRUS-KRISE: OFFENER BRIEF AN RADIO UND FERNSEHEN SRF
16.03.2020 Nadja Zela, Zürcher Rockmusikerin und Mitglied des Matronatskomitees helvetiarockt.ch, hat am 13. März 2020 einen Offenen Brief an Schweizer Radio und Fernsehen SRF publiziert, in dem sie SRF eindringlich aufruft, sich mit den Kulturschaffenden und Veranstaltenden zu solidarisieren, sie bei ihren Überlebensanstrengungen in der Corona-Situation konkret zu unterstützen und der Kulturszene eine Plattform zu bieten, um zum Beispiel Veranstaltungen, die nur ohne Publikum durchgeführt werden dürfen, online zu übertragen: mit einem Bezahl-Tool, einer Art Online-Eintritt, der unter Kulturschaffenden und Veranstaltenden aufgeteilt wird. In den Programmen der Radios soll grosszügig Musik gespielt werden von Schweizer KünstlerInnen, die unter den Gagenausfällen leiden (mehrere Stunden pro Tag und nicht nur in der Nacht).
Der Brief im Wortlaut:
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Offener Brief an SRF - Schweizer Radio und Fernsehen
Solidarität mit Kulturschaffenden und Veranstaltern - COVID-19
Sehr
geehrte Direktion des Schweizer Fernsehens SRF
Sehr geehrte Nathalie Wappler
Sehr geehrte Leiterinnen und Leiter SRF
Vor genau zwei Jahren hat sich die hiesige Kulturszene (insbesondere Musik und Film) im Kampf gegen die "No Billag"-Initiative mit vielen Aktionen für ein starkes Radio und Fernsehen SRF eingesetzt. Damit konnte eine Hauptaufgabe der SRG, nämlich die Förderung des Zusammenhalts und einer funktionierenden Demokratie in der Schweiz, gesichert werden. Wir, die Künstlerinnen und Künstler, engagierten uns mit ungezählten freiwilligen Stunden. In den sozialen Medien waren wir dauerpräsent - für SRF.
Jetzt sind wir Kulturschaffenden in einer Situation, in der wir dringend auf die Solidarität und die Unterstützung von Radio und TV SRF angewiesen sind. Die meisten VeranstalterInnen und MusikerInnen nehmen die Gefahr des COVID-19 natürlich sehr ernst und sagten ihre Events bereits ab. Es ist anzunehmen, dass in den kommenden Tagen oder Wochen die Kinos und Konzertlokale für kurz oder länger schliessen müssen. Deshalb möchte ich Sie mit aller Dringlichkeit bitten, selber oder mit uns zusammen Ideen zu entwickeln, wie die existenziell bedrohten Musiklokale und Filmstätten in ihren Überlebensanstrengungen unterstützt werden können. Und ich möchte Sie auch bitten, sich jetzt mit uns Kulturschaffenden zu solidarisieren und uns darin zu unterstützen, unseren Erwerbsausfall abzufedern.
Wenn
ich von "uns" rede, meine ich Tausende Existenzen in der Kreativwirtschaft, die
auch in guten Zeiten und trotz harter Arbeit wenig verdienen - nennenswerte Rückstellungen
anzuhäufen, ist für die meisten von uns nicht möglich, umso härter trifft uns
jetzt der Shutdown der Kultur. Ein Gagenausfall von 1'500 Franken ist für einige von uns existenziell, und ein Orchestermusiker
ohne festen Arbeitsvertrag (was üblich ist) häuft bei einer Konzertsperre von zwei Monaten eine
Menge Schulden an.
Für einen Liveklub mit Gastrobetrieb, der keine Gemeinde-Subventionen erhält,
kann eine mehrtätige Zwangssperrung das Überleben gefährden.
Ich bin überzeugt, dass wir Kulturschaffenden in unserem Land auf die grosse Solidarität der kulturaffinen Bevölkerung zählen können. Wie sieht es mit SRF als Institution des Zusammenhalts aus? SRF könnte etwa Kanäle für den Support einrichten. Das wäre eines meiner zentralen Anliegen - respektive eine konkrete Idee. Eine andere ist: Der Kulturszene eine Plattform bieten, um Veranstaltungen, die nur ohne Publikum durchgeführt werden dürfen, online zu übertragen.
Im Bereich Musik könnte das so aussehen (spontan von mir angedachte Lösungen):
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SRF setzt sich umgehend in Verbindung mit Organisationen wie z.b. SONART,
SUISA, PRO HELVETIA, HELVETIAROCKT ... (SONART hat bereits eine Plattform
erstellt, um ausgefallene Konzerte zu erfassen. Es besteht also eine Datenbank,
auf die SRF zugreifen könnte).
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SRF richtet online eine Extra-Plattform ein, auf der MusikerInnen ihre
ausgefallenen Live-Shows online stellen können. Ich kann mir auch ein
Bezahl-Tool vorstellen, eine Art Online-Eintritt, der unter Musikschaffenden
und Veranstaltern aufgeteilt wird.
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Die MusikerInnen stellen selbst das Material zur Verfügung, unabhängig ihrer
Mittel (es soll schnell, unkompliziert und für jede(n) machbar sein).
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SRF definiert in Absprache mit den Partnern, was realistisch und machbar ist
(beispielsweise maximal dreissigminütige Filme oder zwei Songs etc.)
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SRF bewirbt diese Plattform auf all ihren Kanälen
Zudem:
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SRF stellt in allen Radiostationen, die Musik senden, das Tagesprogramm um und
richtet grosszügige Sende-Slots ein (mehrere Stunden pro Tag und nicht in der
Nacht!), in welchen nur Musik Kulturschaffender, welche Gagenausfälle zu
verzeichnen haben (zu eruieren z.B. via SONART-Datenbank) gespielt wird.
Die zusätzlich entstehenden Einnahmen aus den Sendevergütungen der SUISA/SIG helfen den MusikerInnen, wenigstens teilweise ihre Ausfälle zu kompensieren.
Ich bin überzeugt, dass es seitens der KünstlerInnen grosse Solidarität geben wird mit der Clubszene (Benefizkonzerte etc). Trotzdem könnten Lösungen angedacht werden, wie man allenfalls generierte SUISA-Vergütungen dann schlau aufteilen sollte unter Performern/Veranstaltern.
Herzlichen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Mit kreativen Grüssen
Nadja
Zela
Rockmusikerin, Zürich
Mitglied Matronatskomitee helvetiarockt.ch
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Dieser Brief geht an:
Nathalie
Wappler
Direktorin SRF
Stefan
Charles
Direktor Kultur SRF
Tristan
Brenn
Chefredaktion TV SRF
Lis
Borner
Chefredaktion Radio SRF
Andrea
Hemmi
Kommunikation SRF
Robert
Ruckstuhl
Programme / Radio SRF
Remo
Vogt
Stabsleiter Digital SRF
Damian
Schnyder
Kultur Online SRF
Andreas
Wegelin
CEO SUISA
Vincent
Salvadé
CEO SUISA
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Quelle:
https://www.facebook.com/nadja.zela/posts/3156196627750464
Kontakt:
https://www.nadjazela.com/about-1/
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