BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger, Rathausgasse 18, CH-3011 Bern, www.ch-cultura.ch

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"A HOUSE IS NOT A HOME"

"A HOUSE IS NOT A HOME"

07.10.2019 Ausstellung in der Fri Art Kunsthalle Friboug / Freiburg, bis am 10. Novemer 2019


Bild: Ausstellungsansicht, "A House is not a Home", Fri Art, 2019. Foto: Guillaume Baeriswyl

KünstlerInnen:

Daphne Ahlers
 - Olga Balema
 - Camille Blatrix
 - Gina Fischli
 - Sitara Abuzar Ghaznawi - Marie Gyger - Lewis Hammond - Nora Kapfer - Tristan Lavoyer - Claudia Lemke - Dominic Michel - Sveta Mordovskaya - Ser Serpas

Das Zuhause, das Häusliche, das Rohe, das Kunsthandwerk, die Natur, das Archaische sind so anders, dass unsere Moderne sie an die Ränder verdrängte, um eine eigene Identität zu finden. Dieser kulturelle Sockel beruht auf bestimmten Raumkonzepten, deren ideale Metapher das Haus zu sein scheint - im intimen, architektonischen und geografischen Sinn. Indem A House is not a Home den öffentlichen Charakter der Ausstellung mit dem privaten Kontext des Hauses verbindet, betont diese Ausstellung die politische Dimension des Raums und hinterfragt die Bedeutung des Blicks bei der Konstruktion von Geschlecht und Identität.

Die gezeigten Werke drehen sich um die Kreuzungspunkte von Architektur und Subjektivität. Allen gemein ist, dass sie unsere Ortsbeziehungen feinfühlig dekonstruieren, egal, ob diese Orte nun konkrete, eingebildete, erlebte oder fantasierte Orte sind. In den Kunstwerken, die zwischen Skulptur und Bild oszillieren und die sich, von Ausstattungsobjekten bis hin zu Möbeln, mit allerlei Alltagsgegenständen beschäftigen, drückt sich die komplexe und oftmals problematische Beziehung zwischen Subjekt und Objekt aus.

Die Figur des Doppelgängers, des/der Anderen, den/die man in sich trägt, wohnt den Werken inne und ist strukturgebend, bis hin zur Ausstellungskonzeption.

Im zweiten Teil mit dem Titel A Home is not a House wird sich ein mentaler Raum zwischen Antizipation und Déjà-vu eröffnen. Auf der anderen Seite des Spiegels offenbart sich dann das Verdrängte, das in dieser Ausstellung bereits als Keim existiert.

"A Home is not A House":

30.11.2019 - 12.01.2020 Eröffnung 29.11.2019, 18 Uhr

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Claudia Lemke

*1989, lebt und arbeitet in Berlin


Auf der Oberfläche von Claudia Lemkes Holzgemälden treffen heterogene Raumdarstellungen aufeinander. Ein Blumenmotiv löst sich symbolisch vom Bild und schiebt sich über einen gefärbten Hintergrund, der zwischen einem konkaven und konvexen Raum zu pendeln scheint. Vor diesem illusorischen Hintergrund ist die dreidimensionale Darstellung des 
Raums durcheinandergeraten - mit den Mitteln der Perspektivschaffung wurde das realistische Ziel der Perspektive zunichte gemacht. Der Blumenstrauss, symbolisches Motiv der Weiblichkeit, löst sich ab,
 bringt eine kubistische Vase zum Umfallen und befreit sich aus ihr. Das schwarze Loch der Vasenöffnung ist wie der Punkt eines topologischen Bruchs, ein Ort der Umkehrung, der subjektive Knotenpunkt des Gemäldes. Wenn der Kubismus die Perspektiven vervielfältigte, um den modernen Blick zu prägen, dann ist der Kubismus hier nur noch das Joch, dem das Blumenmotiv mit den in Holz gravierten Umrissen entflieht.

Camille Blatrix

*1984, lebt und arbeitet in Paris


Die gezeigten hochwertigen Intarsienarbeiten sind das Ergebnis des kunsthandwerklichen Geschicks und des Fachwissens des Künstlers. Der handgemachte Charakter, die Präzision der Intarsien und die bemalten Flächen erwecken ein Gefühl der Nostalgie. Die Werke verweisen auf
 die eingefallene Aura im Zeitalter der Industrialisierung und auf den Moment, als der Jugendstil in der standardisierten Produktion sich einen subjektiven Touch zu verleihen suchte. Dieser historische Bezug wird vom Künstler in einen neuen Kontext gesetzt, um eine zeitgenössische Situation zu verdeutlichen. Spricht das Design in seiner diffusen und perversen Omnipräsenz die Gefühlsebene an, sucht es dabei immer
 eine Art von Subjektivierung. Diese entfaltet sich im Storytelling des eigenen Lebens, wenn jedes Individuum seinen Lifestyle inszeniert und 
in einer Reihe von Konsumaffekten die Grenzen der eigenen Freiheit und Kreativität definiert.

Sveta Mordovskaya

*1989 lebt und arbeitet in Zürich

Ein Tisch schwebt im Raum. Er hängt schief an der Decke und erinnert an das Schwarze Quadrat der Suprematisten, das er gleichzeitig exorziert. Seine umgekehrte Platte wiegt schwer über den Köpfen. In seinem Sternenhimmel lässt sich eine Konstellation aus Plastikobjekten erkennen. Die Fragmentierung des Körpers verwirft die Logik des romantischen Fragments. Die Signifikantenkette des Weiblichen wird zwischen dem Idealbild und der Schwere des Alltags erdrückt. In der Neigung des Kopfes bei seiner Betrachtung, strukturiert das Werk, mit Rahmen, Segel und unheilvollen Symbolen jenen Blick, den es bedingt. Neutralisierte Fetisch-Elemente erinnern an die automatisierten Fallen visueller und narrativer Triebe. Sie regen an, die Dimensionen der eigenen Wunschvorstellungen zu hinterfragen.

Nora Kapfer

*1984, lebt und arbeitet in Berlin


Die Künstlerin erschafft ihre Gemälde nach einer speziellen Methode: Zuerst wird aus Bitumen eine homogene Grundierung geschaffen, auf die anschliessend Symbole aus ausgeschnittenem Papier aufgeklebt werden. Diese tauchen auf und erfüllen das Gemälde mit einem generischen semantischen Inhalt. Das teerartige Material - fossil gespeicherte pflanzliche Energie - und das verwendete Papier sind Ressourcen, 
die den Anbeginn einer der Umwelt angepassten Kultur markieren. Figuren, Blumen, Mond: Alles wird zu einer stummen Erzählung des Vergangenen, zum Symbol eines strengen und vertrauten Appells. Eine unnatürliche Kunst, aus der sich geheimnisvoll die Undurchsichtigkeit des anthropologischen Gedächtnisses erhebt.

Tristan Lavoyer

*1986, lebt und arbeitet in Lausanne


Die Do-it-yourself-Konstruktionen von Tristan Lavoyer sind Zwischenergebnisse eines Abtauchens in eine Forschung, die 
persönliche Psychologie und gesellschaftliche Ideologie verbindet - eine Methode, die das Machtverhältnis zwischen Bastelei und Rationalität durcheinanderbringt und eine bestimmte Problematik anspricht: Als Folge der mythischen Überhöhung des Arbeitswerts in der liberalen Welt, geht die Professionalisierung des Kunstschaffenden mit dem Siegeszug des Amateurs einher. Lavoyer erstellt eine Art anthropologische Milieustudie, die, basierend auf geeigneten Referenzen und statistischer Anonymität, mit dem Finger auf die Vernunftwelt der modernen Menschen zeigt. Im Aufeinandertreffen einer Ziege und eines Buddhas auf einer Schiene vereinen sich das Natürliche, das Kulthafte und die Technologie. Wie der forschende Künstler, erkundet das Totem-Tier das Domestizierungsrevier. Das durch seine Bewegung ausgelöste Lachen übertönt die Angst vor einem Schwindelgefühl: die westliche Kultur und ihr Verhältnis zur Andersartigkeit, zur Techne, ihre Gen-Besessenheit und die Zuckungen des Kadavers der Moralität.

Ser Serpas

*1995, lebt und arbeitet in New York und Genf


Die Interventionen von Ser Serpas sind mit einem konkreten geografischen Umfeld verbunden: Die Künstlerin sammelt Möbelstücke, die von Leuten irgendwo abgestellt wurden und die sie in der Nähe der Kunsträume findet, in denen sie sie ausstellt. Serpas kreiert aus den Möbeln 
intuitive Assemblagen und kommentiert damit die Typologien eines standardisierten Innendesigns für die untersten Klassen. Indem sie sich mit der unbarmherzigen Realität dieser kurzlebigen und austauschbaren Objekte auseinandersetzt und sich von der Poesie des Raums führen lässt, verleiht sie den Möbelstücken eine allegorische Dimension: ein zweites Leben der Dinge, ein Echo der Glücksverheissungen des Markts.

Sitara Abuzar Ghaznawi

*1995, lebt und arbeitet in Zürich

Die von der Künstlerin verwendeten Materialien wie Textilien, Metallrohre, Schmuck, Strass und Plastik verweisen auf eine Kultur der Künstlichkeit; eine prekäre Ökonomie, die aus dem Verlangen entspringt, eine Welt
 aus imaginären Idealbildern des Erfolgs zu schaffen. Die skulpturalen Assemblagen verweigern die Funktion jener Objekte, aus denen sie bestehen, und kommentieren auf diese Weise ihre neue Funktion in
 einem öffentlichen Raum, der zu einem Raum des Konsums geworden 
ist. Wie abgemagerte Models verweisen sie auf den Zwischenraum
 der Schaufenster, deren Rahmen verschwunden zu sein scheint. Die Verzierungen strukturieren das Objekt und geben ihm einen Grund, aufrecht zu stehen. Die Objekte sind personifiziert, dekliniert gemäss einer Verteilung von Natürlichkeit und Künstlichkeit. In einem mimetischen Moment scheint es, als wollten sich diese Beinahe-Menschen selbst einen Sinn geben und dadurch die Objektivierung, der sie zum Opfer gefallen sind, umkehren.

Daphne Ahlers

*1986, lebt und arbeitet in Berlin


In der Serie Bloomers dienen Suspensorien für den männlichen Genitalbereich als Gussform für die Herstellung von Skulpturen.
 Das gegossene Positiv wird mit Textilien, Accessoires und anderem Schnickschnack dekoriert, verziert und personifiziert. Die so gewonnenen Skulpturen stürzen die konventionellen Spielregeln von Geschlecht und Sexualität. Indem die Künstlerin die bunten Gusspositive ausstaffiert, erschafft sie eine Maskerade und verwandelt die Objekte in Blickfänge. Die feinfühlige Staffage wirkt wie eine Krönung der Nostalgie der Attribute.

Gina Fischli

*1989, lebt und arbeitet in London


Die von der Künstlerin gestalteten Objekte rufen Erinnerungen an einen verlorenen Alltag wach. Sie sind wie mnestische Spuren, die man durch Basteln und Dekorieren als Bild wieder zum Leben erwecken will. Das Glänzen der Materialien erinnert an die Beschäftigungen als Kind, als
 man stundenlang an einem Ding bastelte, um eine Fantasiewelt mit 
Leben zu erfüllen. Fischlis Objekte sind Auslöser einer Erinnerung, deren tatsächliche Erfahrung unsicher ist. Sie betonen die unüberwindbare Distanz zur imaginären Welt und die projizierende Dimension des Zuhauses. Ihre eigene Belebtheit ist den illusorischen Mechanismen
 des Traums entnommen: Das Material ist warm, es lässt sich fühlen
 und berühren. Die Verwirrung der Massstäbe, die Symmetriestrukturen gleichen die Präzision eines fehlenden Realismus aus. Ihre Symbolik verweist ostentativ auf unterbewusste Konstrukte, die die Welt der Psyche strukturieren - mit all ihrer Behaglichkeit und ihren Illusionen. Eine suggestive Kraft erfüllt die sentimentale Widersprüchlichkeit.

Olga Balema

*1984, lebt und arbeitet in New York


Ein Netz aus auffälligen Fäden spannt sich über den Boden. Olga Balemas bemalte, gespannte und festgenagelte Gummibänder bilden eine Skulptur, die den Raum trotz ihrer Filigranität auf prägnante 
Art in Beschlag hält. Eine Skulptur, die mit der Spannung zwischen
 den Gegensätzen spielt. Und eine Skulptur, die an die Geschichte postminimaler Formen anschliesst und dabei einen neuen Lösungsansatz anzubieten scheint: ein Gleichgewicht zwischen dem, was sie meidet 
und dem, was sie akzeptiert. Doch je näher wir ihr kommen - gemäss
 der Gegensätze eines strukturellen Gitters - desto stärker entfernt
 sich die Skulptur in ihrer Gegenständlichkeit, um uns in der Ferne
 der Sprache allein zu lassen. Sie bewegt sich in einer Antithese der Wahrnehmung, zwischen Körper und Blick. Wie in einer Fotografie oder einer bildlichen Vorstellung zeigt sich in ihr die Widersprüchlichkeit und die Offenkundigkeit des Realen.

Lewis Hammond

*1987, lebt und arbeitet in London


Die Gemälde von Lewis Hammond stehen in der Tradition der Ölmalerei und der bildlichen Darstellung. Ein geeigneter Kontext, um die Stigmatisierung von Schwarzen aus dem Inneren heraus zu verarbeiten. Die Figuren befinden sich zumeist in der Mitte des Gemäldes, sie besetzen den Raum auf paradoxale Art und verinnerlichen die oppressive Dimension des identifizierenden, beurteilenden Blicks in ihrem Fleisch. Die Erwiderung des Blicks, Bewegung der Innerlichkeit, findet lediglich im Exzess oder in der Flucht statt. In der introspektiven Tätigkeit des Malens macht der Künstler seine schizophrene Identität zum Politikum und knüpft damit an eine romantische Tradition an. Das Motiv des Doppelgängers geistert durch Hammonds gesamtes Werk. Eine düstere Atmosphäre, die zuweilen an eine Freude am Morbiden grenzt, erfüllt seine Gemälde. In einem Leben, wie in Todesangst, bleibt trotz allem die Einsamkeit des Subjekts in der Beständigkeit des Bildes bestehen.

Dominic Michel

*1987, lebt und arbeitet in Zürich


Dominic Michel vereinheitlicht die verschiedenförmigen Gläser seiner Sammlung, indem er sie bemalt. Die Gläser bilden die materielle Grundlage einer meditativen Übung, die sich in jeder Installation wiederholt. Die Sammlung verfügt über ein Vokabular einfacher und begrenzter Parameter: Anzahl, Formen, Grössen, Anordnungen... Sie 
sind durch den besonderen Zusammenhalt des Moments vereint, sie
 sind angeordnet wie Gebäude in einer Stadt, in ihnen manifestiert sich eine Spannung zwischen Intuition und Logik. Die sichtbare Banalität des Objekts verbirgt, was bei näherer Betrachtung sichtbar wird. Das Glas
 ist der Ort, an dem das Innere und das Äussere aufeinandertreffen und gleichzeitig voneinander getrennt sind; eine Oberfläche, die durchsichtig ist und dennoch ihre Umwelt spiegelt; eine Metapher der Innerlichkeit. Im Stillleben konnten die Maler durch Darstellung von Licht und Spiegelungen im Glas ihr technisches Können in einem spirituellen Sujet unter Beweis stellen.

Marie Gyger

*1989, lebt und arbeitet in Freiburg


Das Falten und Zerschneiden von Papier ist eine wiederkehrende
 Arbeit der Künstlerin und verweist auf kunsthandwerkliches Können 
und die Origamikunst. Die Entscheidung, sparsam und nicht-industriell
 zu produzieren, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf etwas anderes als
 den blossen Zeitvertreib. Denn proportional zur Reduktion wächst
 die potentielle Bedeutsamkeit: Durch das Falten des Papiers mit der Hand findet eine Entwicklung statt, ein Übergang, von der Fläche zum dreidimensionalen Raum. Diese Räumlichkeit entstellt hier das Motiv des kindlichen Papierflugzeugs. In ihr manifestiert sich die Kehrseite einer mechanistischen Vision eines beherrschbaren und eroberten Raums. Im wiederkehrenden, zierstreifenartigen Motiv erstarrt die Durchschlagskraft auf einer Linie. In der feinen Ironie der Hin- und Herbewegung offenbart sich der Irrwitz des systematisierten Flugverkehrs, dessen absurde Kreisbewegung sich in Luft auflösen.

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Kontakt / Contact:

www.fri-art.ch

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