"ADOLF DIETRICH. MONDSCHEIN ÜBER DEM SEE"
02.10.2017 Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen, bis am 17. Dezember 2017
Bild: Adolf Dietrich: Feldhase, 1904, Pastell auf naturbraunem Papier, 29 x 37,5 cm, Kunstmuseum Thurgau, http://www.kunstmuseum.ch/xml_1/internet/de/application/d99/f207.cfm
Bis heute gilt Adolf Dietrich als Maler. Lange Zeit waren
seine Ausstellungen vor allem mit Gemälden bestückt, und selbst wenn Zeichnungen
gezeigt wurden, fanden diese kaum je grössere Aufmerksamkeit. Die Ausstellung "Adolf Dietrich - Mondschein über dem See" stellt nun die Behauptung auf, dass
die Malerei von Dietrich ohne dessen Zeichnungen nicht möglich gewesen wäre.
Eingeweihten war die Bedeutung des zeichnerischen Schaffens schon zu Lebzeiten
des Künstlers bewusst. Besucher von Dietrichs Malstube in Berlingen bewunderten
die Zeichnungen und Skizzenbücher und empfanden es als Auszeichnung, wenn ihnen
Einblick in die kleinen Meisterwerke gewährt wurde. Der Künstlerkollege und
Arzt Max Boller (1897-1986) etwa schildert anschaulich, wie bei seinem Besuch
durch die Hefte geblättert wurde:
"Wenn er [Dietrich] ganz guter Laune war, dann holte er aus dem Durcheinander
seiner Kommode seine Skizzenbücher hervor. Mit feinstem Stift hat er alles
festgehalten, was er später malen wollte. Es waren dies Seepartien,
geheimnisvolle Waldecken, Blumen, Tiere, Rehe, Füchse, Eichhörnchen, Marder und
alle Vogelarten zu Wasser und zu Lande; sogar ein Fischstillleben hat er
gezeichnet. Mit feiner Handschrift hat er die Farben in die einzelnen
Landschaftspartien eingetragen, so z. B. dunkelblauen Himmel, hellgrünen Wald,
gelbe Blumen."
Die Arbeiten auf Papier dienten dem Künstler als unabdingbare Vorlage für die Bildproduktion. Auf den kleinen Blättern der unscheinbaren Skizzenbücher ist alles, was Dietrichs Bilder ausmacht, schon enthalten.
Beim Zeichnen
entwickelte der Künstler seine Gemälde bereits in ihrer Ganzheit. Die Umsetzung
dieser meisterlichen Miniaturen mit dem Pinsel auf dem Malkarton war dann nur
noch eine handwerkliche, mechanische Fertigstellung dessen, was in der
Zeichnung bereits umfassend vorbestimmt war. Das Malen, obwohl durchaus
konzentriert vollzogen, forderte Dietrich offensichtlich keine Mühen ab, da in
der Zeichnung alle wichtigen gestalterischen Entscheidungen bereits festgelegt
worden waren. Die Arbeit mit dem Pinsel beschränkte sich auf reines Handwerk:
Dietrich war eben ein Zeichner, der malte.
Die Ausstellung "Adolf Dietrich - Mondschein über dem See" erschliesst das Werk
des Berlinger Künstlers erstmals ausgehend von dessen zeichnerischer Tätigkeit.
Zeichnungen und Skizzenbücher aus dem Nachlass werden in Beziehung gesetzt zu
den Meisterwerken des Malers, sodass sich die Arbeitsweise und das bildnerische
Denken des Künstlers in einem aufschlussreichen Bilderreigen erschliesst. Dank
zahlreicher Leihgaben aus Museen und von privaten Leihgebern kann das
Gesamtwerk des Künstlers neu erlebt werden.
Zur Ausstellung erscheint Anfang Oktober 2017 die Publikation "Adolf Dietrich. Der Zeichner malt", in der das Werk des Berlinger Malers unter diesem innovativen Aspekt vorgestellt wird.
kmt
Kontakt:
http://www.kunstmuseum.ch/xml_1/internet/de/application/d8/f115.cfm?action=ausstellung.show&id=112