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"EL ANATSUI. TRIUMPHANT SCALE"

"EL ANATSUI. TRIUMPHANT SCALE"

09.03.2020 Ausstellung im Kunstmuseum Bern, vom 13. März bis am 21. Juni 2020


Bild oben: El Anatsui, Wisdom, 1974, Holz, Farbe, Lack, 40 x 39 cm, Omooba Yemisi Adedoyin Shyllon Art Foundation (OYASAF), under a subsisting grant to the Yemisi Shyllon Museum of Art at Pan Atlantic University, in Ibeju, Lekki, Lagos, Nigeria - Foto: Adolphus Opara, courtesy El Anatsui Studio and OYASAF Foundation, Lagos © El Anatsui

El Anatsui (*1944) zählt international zu den bedeutendsten Gegenwartskünstlern seiner Generation. Das Kunstmuseum Bern zeigt mit "El Anatsui. Triumphant Scale" die bislang grösste Ausstellung des ghanaischen Künstlers. Seine Skulpturen stellen hergebrachte Kategorien auf den Kopf und reflektieren das (post-)koloniale Verhältnis zwischen Europa, Afrika und der Neuen Welt. Die Ausstellung konzentriert sich auf das Monumentale von El Anatsuis Werk und zeigt alle Medien, in denen er in seiner fünfzigjährigen Karriere gearbeitet hat.

"Wir sind stolz und glücklich, diese wirklich glänzende Ausstellung zeigen zu dürfen. Die Kunst von El Anatsui lässt niemanden unberührt, wir freuen uns auf die Auseinandersetzung und die Begegnungen, die im Kunstmuseum Bern stattfinden werden."


Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern - Zentrum Paul Klee

Zum Künstler

El Anatsuis Kunst beginnt sich in den 1960er-Jahren parallel zur schrittweisen Befreiung der afrikanischen Länder von den kolonialen Mächten zu entwickeln. Zentral war für ihn damals die Frage, was nach diesen Jahrzehnten der kolonialen Dominanz "afrikanische Gegenwartskunst" sein könnte. Was wollte er - schon 1975 als Lehrer an die Fakultät für Schöne und Angewandte Künste der Universität von Nigeria in Nsukka berufen - aus den handwerklichen Traditionen und verschiedenen kulturellen Auffassungen schöpfen? Diesen Anfangsimpuls zusammen mit formalen Anliegen entwickelte er in seinem umfangreichen und faszinierenden Werk, in dem er heute zudem auch Themen wie den Umgang mit Geschichte und natürlichen Ressourcen verarbeitet, stetig weiter.

El Anatsuis Werke führen die poetische und ästhetische Macht der Kunst vor Augen. Seine Ideen, entstanden im kreativen Umfeld der Universitätsstadt Nsukka (Nigeria), sind von künstlerischer Experimentierfreude und ästhetischer Forschung geprägt. Seine Kunst zeichnet sich durch eine kritische Suche nach alternativen Modellen der Kunstproduktion aus. Er ist der Meinung, dass Kunst in der Lage ist, sich mit den komplexen Verläufen von Geschichte, Gedächtnis, Zeit und der Formung der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Entsprechend anspielungsreich sind die Titel seiner Arbeiten: "Kammern der Erinnerung" oder "Einladung zur Geschichte" verweisen auf das fortdauernde Nachdenken des Künstlers über die Auswirkungen kolonialer und postkolonialer globaler Kräfte auf die Kulturen Afrikas, auf Geschichte und Erinnerung, Philosophie und Politik. Noch verstärkt wird diese immanente kritische Auseinandersetzung durch die Materialität der Werke.

"Ich habe mit einer ganzen Reihe Materialien experimentiert. Ich arbeite auch mit Material, das viel Berührung und Verwendung durch Menschen erlebt und erfahren hat ..., und diese Arten von Material und Arbeit sind stärker aufgeladen als Materialien oder Werke, bei denen ich mit Maschinen gearbeitet habe. Kunst erwächst aus jeder spezifischen Situation, und ich glaube, Künstler sollten besser mit dem arbeiten, was ihre jeweilige Umgebung gerade bereitstellt."

El Anatsui

el anatsui

Bild: El Anatsui, Gravity and Grace, 2010, Flaschenverschlüsse aus Aluminium und Kupferdraht, 482 x 1120 cm, Collection of the artist Nsukka, Nigeria © El Anatsui. Courtesy of the artist and Jack Shainman Gallery, New York

Zur Ausstellung

Mit der Ausstellung würdigt das Kunstmuseum Bern El Anatsuis künstlerische Vision, sein langfristiges Engagement für formale Innovation, seinen künstlerischen Einfluss als Professor in Nskukka auf Generationen westafrikanischer Künstlerinnen und Künstler sowie seinen Rang als wichtige Stimme in der internationalen zeitgenössischen Kunst.

Die seit 2001 aus gefundenen Schraubverschlüssen von Spirituosenflaschen hergestellten "bottle cap"-Arbeiten bilden das Herzstück der Ausstellung. Sie überwältigen durch ihre monumentale Grösse und faszinieren bei näherer Betrachtung durch ihre juwelenartigen Details. Das Schneiden, Flachschlagen, Zusammendrücken, Drehen, Falten und Zusammenfügen von Tausenden dieser Flaschenverschlüsse zeigt die Vielfalt des Materials und steht geradezu gleichnishaft für das Zusammenwirken von menschlichen Gemeinschaften. Die Werke verkörpern Gegensätzliches; so stammen sie aus steifem Metall und fallen zugleich weich wie gewobene Stoffe, beanspruchen auf fast aggressive Weise Raum und sind doch filigran wie ein Papierschnitt. Sie erinnern an kostbare Textilien und wirken letztlich wie eine monumentale Architektur.

Durch die Falten, die El Anatsui oder seine AssistentInnen gemeinsam mit dem Aufbauteam durch Nägel im Hintergrund schafft, unterstützt er den textilen Charakter dieser hängenden Skulpturen. Obwohl die Komposition der Module genau durchdacht ist, bleiben alle Arbeiten letztendlich offene Kunstwerke, da es unbegrenzte Möglichkeiten gibt, wie sie in einer Ausstellung gehängt werden können.

"Mit El Anatsuis Werken erleben wir die würdige Macht von Schönheit und Poesie. Und doch erzählen sie uns auch etwas über die Geschichte afrikanischer Länder, welche den Kolonialismus abschütteln und den Weg zu ihrem kulturellen Erbe wiederfinden mussten. El Anatsui veranschaulicht diese Geschichte auf einzigartige Weise, indem er radikal auf die universelle Verständlichkeit von Kunst setzt. Sein Gebrauch der abstrakten Formsprache ist unglaublich kraftvoll und inspirierend, und seine Kunst hat nichts vom Vergeistigten, wie wir es von der konkreten, konstruktiven oder minimalen Tradition gewohnt sind. Sondern sie gewinnt ihre ganze Kraft aus der kompromisslosen Auseinandersetzung mit dem Material - in diesem Fall gebrauchten Flaschenverschlüssen von Likörflaschen."

Kathleen Bühler, Kuratorin Kunstmuseum Bern

Die Metallgewebe sind eine logistische Herausforderung: Formate von 5 mal 10 Metern und mehr sind keine Seltenheit. Zur Herstellung dieser monumentalen Arbeiten beschäftigt El Anatsui bis zu vierzig Personen in seiner Werkstatt in Nsukka. Der Künstler lässt sie zunächst kleinere Rechtecke in einzelnen Farben herstellen, die er anschliessend zusammen komponiert. Alle Schritte hält er mit der Kamera fest. Die Fotos verschiebt und kombiniert er anschliessend am Computer weiter. So entstehen gewissermassen aus digitalen Collagen analoge Kompositionen.

Neben den monumentalen Metallplastiken beinhaltet die Ausstellung auch frühe Rundteller, Skulpturen und Reliefarbeiten aus Holz, Keramikskulpturen und eine Vielzahl an Zeichnungen, Skizzen und Drucken von Mitte der 1970er-Jahre bis in die Gegenwart.

Die Werke zeigen El Anatsuis Experimente und Forschungen hinsichtlich einer Ästhetik der Fragmentierung und Destabilisierung sowie die Kontinuität in seinem Schaffen und seine lebenslange Beschäftigung mit Theorien der Abstraktion. Sie verdeutlichen, mit welcher Hingabe der Künstler die Strukturen und Kompositionen, die seinem Schaffen zugrunde liegen, ständig neu überdenkt.

kmb

Kuratoren:


Okwui Enwezor und Chika Okeke-Agulu in Zusammenarbeit mit Kathleen Bühler, Kuratorin Kunstmuseum Bern

Eine Kooperation von Kunstmuseum Bern und Haus der Kunst, München

Kontakt:

https://www.kunstmuseumbern.ch/de/sehen/ausstellungen-146.html

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el anatsui

Bild: El Anatsui, Awakened, 2012, Gefundenes Aluminium und Kupferdraht, 337,8 x 266,7cm (einschliesslich Quasten), Privatsammlung, USA © El Anatsui. Courtesy of the artist and Jack Shainman Gallery, New York

 

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