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"FRANZ GERTSCH. DIE SIEBZIGER"

"FRANZ GERTSCH. DIE SIEBZIGER"

08.05.2020 Ausstellung im Museum Franz Gertsch, Burgdorf, neu vom 12. Mai bis am 16. August 2020


Bild: Franz Gertsch
, Marina schminkt Luciano, 1975, 
Acryl auf ungrundierter Baumwolle
 / Acrylic on unprimed cotton
, 234 x 346.5 cm
, Museum Ludwig / Leihgabe Peter und Irene Ludwig Stiftung 1976 
© Franz Gertsch

Am 8. März 2020 feierte der international bekannte Schweizer Künstler Franz Gertsch seinen 90. Geburtstag. Das Museum Franz Gertsch nimmt dieses Ereignis zum Anlass für eine gross angelegte Ausstellung mit zahlreichen Leihgaben aus dem In- und Ausland. Die Auswahl der zentralen Gemälde von Franz Gertsch aus den 1970er-Jahren erlaubt einen Rückblick auf die Zeit, in der der Künstler seinen Durchbruch erlebte.

Das Museum Franz Gertsch konzentriert sich mit der Ausstellung zum 90. Geburtstag auf die monumentalen Bilder der 1970er-Jahre. Die aus verschiedenen renommierten Museen und Sammlungen stammenden Leihgaben dokumentieren den Ausgangspunkt für das folgende reiche Oeuvre in Malerei und Grafik von Franz Gertsch.

Nicht sein Alter wird mit der Geburtstagsschau reflektiert, keine abschliessende Retrospektive ist angedacht; vielmehr feiert sie mit Gertschs Arbeiten aus den 1970er-Jahren eine Zeit des jugendlichen Aufbruchs. Sie versammelt Höhepunkte aus dieser Schaffensphase, mit denen Franz Gertsch internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung erlangte. Damals wurde er von namhaften Kuratoren und Ausstellungsmachern wie Jean-Christophe Ammann und Harald Szeemann entdeckt. Die Ausstellung im Museum Franz Gertsch belegt, dass die Bilder seit damals nichts von ihrem Aufbruchsgeist und ihrer sogartigen Wirkung eingebüsst haben.

Franz Gertschs Bekenntnis zum (Foto-)Realismus lässt sich auf das Jahr 1969 datieren. Damals entdeckte er das Medium der Fotografie als Basis für seine Arbeiten. Er malte das Bild "Huaa...!" - einen Reiter im wilden Galopp - nach einem Still aus dem Film "The Charge of the Light Brigade", das er in der Zeitschrift "Salut les Copains" reproduziert fand. Seitdem bildet die Fotografie - fast immer eine selbst gefertigte - als eine Art Skizze oder "Partitur" den Ausgangspunkt für sein Wirken.

Gleichsam durch seine Kamera sehend, nimmt Gertsch von nun an seine Umwelt wahr. Es entstehen Schnappschüsse der jungen Familie, etwa der Kinder Silvia, Hanne-Lore und Brecht in der Badewanne, oder der Ehefrau Maria mit dem Sohn Benz beim Picknick. Aus den Vorgaben mit alltäglichen Szenen entstehen, ins Grossformat des Bildes übersetzt, atmosphärisch eindringliche Familiengemälde.

Auf einer Reise nach Südfrankreich liefen ihm am Meer spielende Sinti und Roma-Mädchen gleichsam vor die Kamera. Im Zyklus "Saintes Maries de la Mer" sind die Aufnahmen von ihnen wiederum in monumentale, stimmungsvolle Bilder übersetzt.

In den frühen 1970er-Jahren begann Franz Gertsch den jungen Luzerner Künstlerkollegen Luciano Castelli (*1951) zu begleiten. In ihm, der sich vor der Kamera chamäleonartig wandelt und verschiedene Gesichter anzunehmen scheint, konzentriert sich das Zeitgefühl einer ganzen Generation. In dichten Einzelbildern und Mehrfigurenkonstellationen, die Luciano mit seinen Freundinnen und Freunden (Marina, Barbara, Gaby, Irene, Franz) zeigen, erschafft Gertsch einen Kosmos, der aus der Spannung von vibrierender Realität und poetisch fantasievoller Interpretation lebt.

Kommen die Darstellungen der Familie und die Bilder von Luciano Castelli leuchtend farbig und extravertiert daher, wirken die der Rockpoetin Patti Smith (*1946) gewidmeten Grossformate zurückhaltender im Kolorit und introvertierter in der Haltung. Auch im "Selbstporträt" von 1980 gibt sich der nunmehr fünfzigjährige Künstler bar jeder Selbstinszenierung. Sein schweifender Blick scheint sich vom äusseren Zeitgeschehen ab- und einer inneren Wirklichkeit zuzuwenden.

Gastkuratorin der Ausstellung ist Angelika Affentranger-Kirchrath, Zürich.


Eine Ausstellung des Museum Franz Gertsch in Kooperation mit dem LENTOS Kunstmuseum Linz.

Der gemeinsame Katalog zu beiden Ausstellungen erscheint im Sommer 2020.

franz gertsch huaaa

Bild: Franz Gertsch
, Huaa...!, 1969
, Dispersion auf ungrundiertem Halbleinen / Dispersion on unprimed half-linen, 
170 x 261 cm
, Besitz des Künstlers / Collection of the artist
 © Franz Gertsch

"LUCIANO CASTELLI. RECKENBÜHL"

Ausstellung im Kabinett des Museum Franz Gertsch, Burgdorf, neu vom 12. Mai bis am 16. August 2020

Der Künstler Luciano Castelli (*1951) ist neben Patti Smith der wichtigste Protagonist in Franz Gertschs Gemälden der 1970er-Jahre. Im Kabinett des Museum Franz Gertsch in Burgdorf lädt Castelli die Besucherinnen und Besucher in die Jugendstilvilla Reckenbühl in Luzern ein, wo er mit seinen Mitbewohnern das Leben als kunstvoll gestaltete Party feierte und die jungen Leute von Franz Gertsch als Modelle entdeckt wurden.

Luciano Castellis Onkel, ein Architekt, stellte seinem Neffen das Haus am Luzerner Villenhang Reckenbühl zur Verfügung. Der knapp Zwanzigjährige zog hier zusammen mit seinen besten Freunden Franz Marfurt und Ueli Vollenweider ein. Das inmitten altehrwürdiger Anwesen stehende Reckenbühl wurde Schauplatz eines nicht alltäglichen Alltags und zur Geburtsstätte kreativer Verwandlungen, Gestaltungen und Experimente der jungen BewohnerInnen. Es war die Zeit der wilden Partys, der langen Haare, der bodenlangen Ledermäntel, der Clique mit den schweren Motorrädern, auf denen sie mit Schlangenlederjacken und einem bauchfreien, giftgrünen Boajäckchen durch Luzerns Innenstadt brausten.

In der alten Villa Reckenbühl mit ihrem angestaubten Charme und dem verwilderten Garten inszenierten sich die "Reckenbühler" in schrägen, schrillen Outfits mit der passenden Maskerade. Das Reckenbühl wurde ihre Bühne, auf der sie die Auflösung gängiger Konventionen und die Verwischung der Grenzen zwischen Kunst und Leben, Frau und Mann, Ich und Du erprobten.

Luciano Castelli richtete sein Atelier in der Villa Reckenbühl ein und machte alles zur Kunst, was ihm unter die Hände kam. Er porträtierte seine Freunde in Fotoserien und aufwändig gemalten und reich geschmückten Aquarellen, den sogenannten "Glimmer- bildern". Es entstanden Zeichnungen und erotisch aufgeladene Objekte; die von Jean-Christophe Ammann kuratierte Ausstellung "Transformer. Aspekte der Travestie", welche 1974 im Kunstmuseum Luzern gezeigt wurde, wurde vorbereitet.

Luciano Castellis wichtigstes Medium aber war die Fotografie. Die Räume der Villa Reckenbühl dienten ihm als geeignete Kulisse für seine Fotoserien, die er mit Selbstauslöser machte und die demonstrieren, zu welch chamäleonartigem Rollenspiel er als Inszenierer seiner selbst fähig war. Viele dieser Werke sind nun im Museum Franz Gertsch zum ersten Mal ausgestellt.

Die Mitglieder der Wohngemeinschaft um Luciano Castelli waren eine Verkörperung des jugendlichen Auf- und Umbruchs der 1970er-Jahre. Franz Gertsch, der über Jean-Christophe Ammann, den damaligen Leiter des Kunstmuseums Luzern, mit Luciano Castelli in Kontakt kam, besuchte das Reckenbühl ebenfalls. Und so fand er an diesem Ort die Inspiration für seine grossformatigen und bis heute lebendig den damaligen Zeitgeist versprühenden Gemälde wie "Franz und Luciano", "At Luciano's House" (bei- de 1973) oder "Marina schminkt Luciano" (1975).

Gastkuratorin der Ausstellung ist Angelika Affentranger-Kirchrath, Zürich.

Der gemeinsame Katalog zu beiden Ausstellungen erscheint im Sommer 2020.

mfg

Kontakt:

http://www.museum-franzgertsch.ch/de/kalender/franz-gertsch-die-siebziger-3390/

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