"Gartenträume - Traumgärten"
05.10.2014 Ausstellung Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen, bis am 8. März 2015
Bild oben: Daniel Bräg, Detail aus "4 Kühlschränke", 2012. Foto: Dieter Rehm
Bild: Callistrat Robu, Paradisul perdut, 1990
Gärten sind Sehnsuchtsorte. Lange Zeit verkörperte der Garten Eden die Paradiesvorstellung schlechthin. Heute werden auf bodenständigere Weise in umgrenzten Territorien individuelle Paradieswelten verwirklicht: Nicht mehr vorrangig als Anbaufläche für Nahrungsmittel, sondern vielmehr als Rückzugsort vom Alltag und als Feld gestalterischer Selbstverwirklichung. Der Garten war und ist ein symbolisch aufgeladener Möglichkeits- und Projektionsraum.
Die Ausstellung "Gartenträume - Traumgärten" nimmt die Klostergärten Ittingens zum Ausgangspunkt einer spielerischen Recherche über historische und zeitgenössische Gärten in der Kunst. Der Klostergarten galt als geschütztes Stück vom Paradies inmitten der Wirren der Zeit.
Das Wort "Garten" stammt vom indogermanischen "gher" oder "ghortos" ab, was die Weiden- oder Haselnussgerten bezeichnet, mit denen
Umfriedungen geflochten wurden. So sind Gärten wesentlich durch die Abgrenzung
gegen ein fremdes Aussen definiert. Innerhalb dieser Grenzen entstehen
Freiräume, die der Kunst Motive und Experimentierfelder bieten. Während der
Mensch in seinen Gärten die Natur domestiziert hat, funktioniert der Garten in
der Kunst als Spiegel individueller und kollektiver Mythen, Ahnungen und
Wunschträume.
Bild: Helen Dahm, Paradiestraum, 1961, Öl auf Leinwand, 100 x 100,5 cm
"Gartenträume - Traumgärten" entführt in einen grünen Kosmos künstlerischer
Gartendarstellungen aus unterschiedlichen Epochen. Während Adolf Dietrichs
Darstellungen seines umzäunten Nachbarsgärtchens für die Faszination an der
geordneten und gestalteten Natur steht, zerbricht in der Gegenwartskunst das
Idyll: Ins Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung rückt "das Paradies"
mehr und mehr als zerstörtes und ausgrenzendes Territorium. Der Garten Eden
wird zu einem verwunschenen Ort, das Paradies zur Paranoia und der friedliche
Hort zur Utopie. Im Grenzbereich zwischen Wildnis und menschlichem
Gestaltungswillen sind Gärten auch Orte der Künste selbst: Inspirationsquellen,
Versuchsanordnungen und Ateliers ohne Grenzen, unter freiem Himmel.
Die Ausstellung "Gartenträume - Traumgärten" in den ehemaligen Weinkellern der Kartause Ittingen entwirft ausgehend von Höhenpunkten der Sammlung ein blühendes Labyrinth, das vom biblischen Eden über den mittelalterlichen hortus conclusus bis zu den Visionen der Aussenseiterkunst reicht.
Zahlreiche
Leihgaben von der Miniaturmalerei bis zur raumgreifenden Installation erzählen
Geschichte und Geschichten. Eine für die Ausstellung entstandene
Forschungsarbeit des Künstlerduos steffenschoeni wächst auch über die
Museumsmauern hinaus und begrünt den Aussenraum der Kartause Ittingen.
Mit Arbeiten von Anton Bernhardsgrütter, Erich Bödeker, Camille Bombois, Daniel Bräg, Felix Brenner, Adolf Dietrich, Helen Dahm, Marcel Gähler, Philippe Godderidge, Andrea Good, Werner Haselmeier, Claudio Hils, Christine und Irene Hohenbüchler / Franz Spangaro, Simone Kappeler, Fred Engelbert Knecht, Ernst Kreidolf, Hans Krüsi, Sophie Lécuyer, Muda Mathis / Sus Zwick, Doris Naef, Callistrat Robu, Carl Roesch, Armand Schulthess / Hans-Ulrich Schlumpf, Christian Schwager, Franz A. Spielbichler, steffenschoeni, Emma Stern, Judit Villiger und anderen.
kmt
Kontakt:
http://www.kunstmuseum.ch/xml_1/internet/de/application/d8/f115.cfm?action=ausstellung.show&id=96
Video:
http://www.art-tv.ch/11033-0-Kartause-Ittingen-Gartentraeume-Traumgaerten.html?reg=32
Ausstellungsansicht "Gartenträume - Traumgärten" Kunstmuseum Thurgau