"Gezähmter Tod: 7'000 Jahre Bestattungsriten in Sitten"
27.07.2016 Im Ausstellungszentrum der Walliser Kantonsmuseen, Sitten / Sion, bis am 8. Januar 2017
Foto: Kantonsmuseen, Sitten; H. Paitier
Die Hauptstadt des Kantons Wallis besitzt aussergewöhnliche archäologische Reichtümer. So ist Sitten die einzige Schweizer Stadt, welche die Entwicklung des Glaubens und der Grabriten über 7'000 Jahre hinweg dokumentiert.
Die rückwärtsgerichtete Zeitreise, welche das Geschichtsmuseum in einer Ausstellung zeigt, geht vom 21. Jahrhundert bis zur Frühgeschichte.
Den roten Faden durch die Ausstellung bilden Schmuckstücke, Waffen und Gaben aus den Ausgrabungsstätten.
Die Ausstellung besteht aus fünf chronologischen
Hauptbereichen:
«A la croisée des cultures» beschreibt Sitten im Jahr 2016 - eine Stadt, in der
zahlreiche Konfessionsgemeinschaften (die römisch-katholische Gemeinschaft, die
reformierte Kirche, die orthodoxen Kirchen sowie die muslimischen
Gemeinschaften) Seite an Seite leben. Erstaunlicherweise erinnert diese
Situation der religiösen Pluralität mit einem Zeitabstand von 2'000 Jahren an
das Wallis der Römerzeit, wo die offizielle Religion (die Kultur des Kaisers)
neben orientalischen Religionen und der Verehrung einheimischer Gottheiten
praktiziert wurde.
«Sous le signe de la croix» führt uns in die Anfangszeit des Christentums im 4.
Jahrhundert zurück. Exponate, die von dieser Zeit zeugen, sind ein Sargdeckel
aus dem 17. Jahrhundert sowie verschiedene in den mittelalterlichen Gräbern
gefundene Objekte: Rosenkränze, Münzen und Gürtelteile.
«A l'ombre de Rome» beschreibt die in Sitten gebräuchlichen Riten zu der Zeit,
als das Wallis eine Provinz des Römischen Reiches war: Behälter für das
Leichenmahl sowie Teile von Tonfiguren, die zur Asche der Verstorbenen gelegt
wurden und die einen Einblick in den damaligen Wohlstand der Sittener Bevölkerung bieten.
«Aux temps des Celtes» deckt das erste Jahrtausend v. Chr. ab und umfasst
imposante Kriegsausrüstung sowie kostbare Ketten von Frauen, die dem Stamm der
Seduner angehörten. Ebenfalls zu sehen sind einige der schönsten Schmuckstücke
aus Gold und Bronze, die in der Nekropole von Don Bosco, einer der
bedeutendsten der Schweizer Alpen, gefunden wurden.
«Premiers témoins» führt uns in die Jungsteinzeit (4'700 bis 2'200 v. Chr.)
zurück: Aus dieser Epoche stammen die berühmten Dolmen von Petit-Chasseur und
ihre Stelen sowie Bildnisse von Klanchefs oder von als Götter verehrten
Vorfahren. Letztere sind im Pénitencier in einem speziell ihnen zugedachten
Raum ausgestellt. Man findet dort die in den grossen Grabstätten gefundenen
Objekte, insbesondere die zweiältesten Schmuckstücke aus Gold und Silber des
Kantons Wallis.
Die Vielfalt an Riten und der Reichtum an Objekten, die den Verstorbenen
mitgegeben wurden, sind Zeugen der Unterschiedlichkeit der
Glaubensvorstellungen und des Status der Person. Sie zeigen uns, dass der Tod
seit der Urgeschichte vollständig in das soziale Leben integriert war, wobei
das Umschwenken zwischen Begräbnis und Einäscherung im Laufe der Jahrtausende
die Entwicklung der Todes und Jenseits-Konzepte kennzeichnet.
Die Ausstellung fügt sich in das institutions-übergreifende Projekt «Sion 10'000», das gemeinsam von der Stadt Sitten, dem Tourismusbüro, der Kantonsarchäologie, der Walliser Archäologischen Gesellschaft, Mémoire 21, Sedunum Nostrum und den Walliser Kantonsmuseen durchgeführt wird.
cp
Mehr / Kontakt:
http://www.museen-wallis.ch/geschichtsmuseum/ausstellungen/item/900-gezahmter-tod.html