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"Hatili und die Hungerkatastrophe 1816/17"

"Hatili und die Hungerkatastrophe 1816/17"

20.11.2016 Noch bis am 30. Dezember 2016 beleuchtet die Sonderausstellung im Museum Herisau Ursachen, Auswirkungen und Folgen des tragischen Hungerjahres, in dem "Haufen von Kindern, Gras und Kräuter weideten".


Vom Hunger geschwächt, starb im Spätherbst 1816 in Schwellbrunn der angesehene Bauer und Zimmermann Zwickers Ueli. Seine dreizehnjährige Tochter Hatili und zwei ihrer Brüder beschlossen danach, ihr Glück im Elsass zu versuchen. In den Fabriken in Mülhausen seien Arbeitskräfte gesucht, hatten sie gehört. Die Stadt wurde jedoch von arbeitsuchenden Leuten überrannt und man wies die drei überall schroff ab. Die Brüder liessen sich schliesslich für holländische Militärdienste anwerben. Hatili fand Aufnahme bei einer Schlosserfamilie in Basel.

Ihr älterer Bruder und ihre Mutter, die in Schwellbrunn zurück gebliebenen waren, starben den Hungertod.

Sie waren bei weitem nicht die einzigen im Appenzellerland. Das Jahr 1816 war in weiten Teilen von Asien, Europa und Nordamerika ein «Jahr ohne Sommer». Es war ungewöhnlich kalt und nass, ein Sonnentag war eine Seltenheit. Die Ernten blieben aus. Die Folge war ab dem Herbst eine Hungerkrise.

Kaum eine Region in Europa war stärker betroffen als das Appenzellerland, wo es zu einer eigentlichen Hungerkatastrophe kam. Binnen kurzer Zeit stieg im Herbst 1816 der Preis für einen Sack Dinkel von 12 auf 108 Gulden an.

Bald verzeichnete Appenzell Ausserrhoden 3'000 Armengenössige; im Frühjahr 1817 waren es mehr als 12'000. Die Innerrhoder Pfarreien Appenzell, Haslen und Gonten verloren einen Neuntel ihrer Bevölkerung.

"Es gibt Haufen von Kindern, die Gras und Kräuter weideten, Haufen von Kindern, die in den Abfallkisten der Reichen nach etwas Essbarem suchten. Man nahm zu den elendesten Speisen Zuflucht: Emd wurde auf dem Ofen gedörrt, dann zu Mehlstaub zerrieben und mit Schotten gekocht ..."

Die Betroffenen fragten selbstverständlich auch nach den Ursachen für die Hungersnot. Informationen, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht. War es eine Strafe Gottes? Waren die vorangegangenen napoleonischen Kriege und die Wirtschaftskrise schuld? Oder leiteten die vielen in den Jahren zuvor auf Hausdächern montierten Blitzableiter die Wärme ab? Erst im 20. Jahrhundert fand die Wissenschaft heraus, dass ein gewaltiger Vulkanausbruch in Indonesien im April 1815 zur Abkühlung geführt hatte.

Zahlreiche Gedenkschriften erinnern noch immer an die schreckliche Zeit. Sie sind in der Ausstellung zu sehen. Prunkstück ist ein 1817 bemalter Schrank, der sich breit mit der aktuellen Hungersnot auseinandersetzt. Thematisiert werden aber auch das Rätseln um die Ursachen (neue Blitzableiter? Strafe Gottes?) und die letztlich ungenügenden Massnahmen, die zur Linderung der Not ergriffen wurden. Ein Blick nach Asien und Nordamerika zeigt, wie global die damalige Hungerkrise war.

mh

Kontakt:

http://www.museumherisau.ch/museum/sonderausstellungen.htm

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