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"JOANN SFAR. SANS DÉBUT NI FIN"

"JOANN SFAR. SANS DÉBUT NI FIN"

04.04.2019 Ausstellung im Cartoonmuseum Basel, vom 6. April bis am 11. August 2019 – Eröffnung am Freitag, 5. April 2019, 18.30 Uhr


Bild: © Joann Sfar "Le Chat du Rabbin", Bd. 7 Dargaud 2017

Der 1971 in Nizza geborene Zeichner, Autor und Filmregisseur Joann Sfar hat die Philosophie in den Comic gebracht. Mit "Die Katze des Rabbiners", einer quirligen Mischung aus Glaubensthemen, philosophischer Betrachtung, Fabel und einer Portion Abenteuer, wurde Sfar zuerst in Frankreich ein Star und dann weltweit bekannt. Inzwischen tragen unzählige Comicalben, Romane und Filme die unverwechselbare Handschrift des lebhaften Erzählers und temperamentvollen Zeichners. Das Cartoonmuseum Basel präsentiert Joann Sfar erstmals in einer grossen Überblicksausstellung mit über 200 Originalzeichnungen, Aquarellen, Malereien und Filmausschnitten und legt einen Fokus auf seine aktuellsten Publikationen.

"Joann Sfar. Sans début ni fin"

Seit über 20 Jahren verleiht Joann Sfar dem zeitgenössischen Comic bedeutende Impulse. In der jüdischen Kultur und einem Elternhaus voller Literatur aufgewachsen, schreibt und zeichnet er schon früh erste Geschichten. Seine Bücher kreisen um die Geschichte und Situation des Judentums, berühren Fragen zu Spiritualität, Glaube und Philosophie, reagieren auf politische und gesellschaftliche Ereignisse oder beschäftigen sich mit Liebe, Sexualität und dem eigenen Leben.

Inzwischen ist sein Werk allein im französischen Sprachraum auf mehr als hundertsechzig Alben und Bücher angewachsen. Seine 2001 gestartete Serie "Die Katze des Rabbiners" umfasst inzwischen acht Bände und erzählt eine Geschichte, der in Frankreich Hunderttausende von Leserinnen und Lesern gespannt folgen: Nachdem der Kater eines Rabbis aus Algier einen Papagei gefressen hat, kann er sprechen und seine eigenwilligen praktischen, philosophischen und religiösen Ansichten mitteilen. Er wird zum kritischen Kommentator einer Fabel in Fortsetzungen, die in 20 Sprachen übersetzt und 2011 von Joann Sfar selbst erfolgreich verfilmt wurde.

Die tiefsinnige und hintergründige Geschichte ist nie lückenlos, sie bietet und verlangt Fantasie und Lust am Nachdenken. "Ich möchte zeigen, dass der Comic das ideale Medium ist, um philosophische Debatten zu inszenieren", sagt Joann Sfar - "reicher als der geschriebene Text allein und besser als der Film, weil er einem das eigene Tempo lässt".

Andere Bücher wie "Petit Vampire", "L'Ancien Temps" und "Donjon" zeigen Joann Sfar als grossen Fabulierer mit überbordender Phantasie. In seinen Geschichten fallen die Tränen in den Himmel und treiben schüchterne Vampire, skurrile Monster und Legionen von nie gesehenen Kreaturen ihr Unwesen.

Oder Geschichten vermischen sich mit Geschichte, wie in der vielbändigen Serie "Klezmer" über eine Musikantentruppe, die um 1900 durch Europas wilden Osten reist und dort haarsträubende Abenteuer erlebt.

Ein weiterer Teil des Werks von Joann Sfar ist eine bodenständige Auseinandersetzung mit dem Alltag und dem aktuellen Zeitgeschehen. Die in der Ausstellung gezeigten Werke aus dem Buch "Paris sous l'eau" sind von Melancholie untermalte, an Sempés Strich und Humor erinnernde Bilder zum Leben in der Hauptstadt Paris.

Ebenfalls gezeigt werden sehr persönliche, teilweise erotische Arbeiten aus seinen Büchern "Je l'appelle Monsieur Bonnard" und "Fin de la Parenthèse", in denen er sein Liebesleben und sich selbst ergründet. Im mit Texten angereicherten Skizzenheft "Sfar, c'est arabe?" macht er das Attentat auf die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" zu seinem Ausgangspunkt für Überlegungen zur politischen und gesellschaftlichen Situation Frankreichs in Bezug auf Flüchtlinge, Religion und Rassismus.

Sfar, der nach einem Philosophiestudium in Nizza und dem Besuch der Pariser École nationale supérieure des beaux-arts auch erfolgreich Romane und Szenarios für andere Comiczeichner schreibt und Regie führt, hat als Comiczeichner zu einem ganz persönlichen Ausdruck gefunden. Obwohl er seinen Stil manchmal innerhalb eines Buchs mehrmals wechselt, bleibt er unverkennbar. Er zeichnet rasch und unfertig, lässt den Entwurfsprozess durchscheinen, hastet richtiggehend voran, um kurz danach wieder abzubremsen, zu fokussieren und eine Situation detailliert und sorgfältig auszuarbeiten.

So kann eine Figur auf derselben Seite ohne Umrisslinien und in kräftigen Farben aquarelliert sein und als präzise und lebensnah getuschtes Porträt auftreten. Das bricht mit Konventionen zur Kontinuität im Werk und anderen Seh- und Lesegewohnheiten.

Das Publikum lässt sich begeistert auf diese Herausforderung ein und auch die Kritik hat Sfar mit allen wichtigen Auszeichnungen der Comicwelt geehrt. 2002 gewann er für sein Lebenswerk den Grand Prix de la Ville d'Angoulême. Sein bildgewaltiger Film "Gainsbourg. Vie Héroïque" über den legendären französischen Musiker Gainsbourg wurde mit dem César 2011 sowie weiteren fünf Nominierungen gewürdigt.

Die Ausstellung im Cartoonmuseum Basel zeigt über 200 Originalzeichnungen, Aquarelle, Malereien und Filmausschnitte aus dem breiten Werk des derzeit einflussreichsten Zeichners der Nouvelle Bande Dessinée und wird begleitet von einem reichhaltigen Vermittlungsprogramm zu allen Aspekten seines Schaffens - auch für Französischsprachige.

cmb

Kuratorin: Anette Gehrig

Kontakt:

https://cartoonmuseum.ch/

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RADIO-TIPP:

Zeichnend das Leben festhalten. Der Comic-Autor Joann Sfar

Der 1971 geborene Joann Sfar gehört zu den prominentesten Persönlichkeiten der französischen Comic-Szene. Nun widmen sich das Comicfestival fumetto und das Basler Cartoonmuseum seinem Werk. Wie Sfar funktioniert, ist Thema für "Kontext".

Radio SRF 2 Kultur, "Kontext" vom 5.4.2019

Hören:

https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=97d897d0-e983-4e86-a8ba-a6d9222310cb

Radio-Link:

https://www.srf.ch/sendungen/kontext/zeichnend-das-leben-festhalten-der-comic-autor-joann-sfar

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