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"KOSMOS KUBISMUS. Von Picasso bis Léger"

"KOSMOS KUBISMUS. Von Picasso bis Léger"

30.03.2019 Ausstellung im Kunstmuseum Basel | Neubau, bis am 4. August 2019


Bild: Sonia Delaunay, Elektrische Prismen, 1914, Öl auf Leinwand, 250 x 250 cm - Creditline: Centre Pompidou, Musée national d'art moderne, Paris, achat de l'État, 1958, attribution 1958 © Centre Pompidou, Mnam - CCI/Philippe Migeat/Dist. RMN-GP © Pracusa S.A. - Photo Credit: Centre Pompidou, Musée national d'art moderne, Paris, achat de l'État, 1958, attribution 1958 © Centre Pompidou, Mnam - CCI/Philippe Migeat/Dist. RMN-GP © Pracusa S.A. 

Der Kubismus, der Anfang des 20. Jahrhunderts von Pablo Picasso und Georges Braque entwickelt wurde, revolutionierte die Kunst. Die Ausstellung "Kosmos Kubismus. Von Picasso bis Léger" im Kunstmuseum Basel fächert die Epoche in einem chronologisch angelegten Panorama auf und lädt zur Neuentdeckung ein. Die in Kooperation mit dem Centre Pompidou in Paris entstandene Schau bringt erstmals eine grosse Zahl der herausragenden kubistischen Werke beider Sammlungen zusammen und bietet damit einen Kontext, in dem die weltberühmten Basler Gemälde aus der Schenkung Raoul La Roche optimal zur Geltung kommen. Ergänzt um bedeutende Leihgaben aus internationalen Sammlungen stellt die Ausstellung in Basel mit insgesamt rund 130 Werken einen umfassenden Überblick zu diesem zukunftsweisenden Kapitel der Kunstgeschichte der Moderne vor.

Der Kubismus war von ungeheurer Innovationskraft. Er hatte auf den Verlauf der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts einen kaum zu überschätzenden Einfluss und stellt noch heute ein Abenteuer für unsere Sehgewohnheiten dar. Mit ungebremster Kreativität rissen Pablo Picasso und Georges Braque innerhalb weniger Jahre die festgefügten Bausteine der traditionellen Kunstauffassung einen nach dem anderen nieder, bis sie mit ihren Neuerungen der Kunst eine gänzlich neue Grundlage geschaffen hatten. Die charakteristische Formzersplitterung, die kubistische Werke kennzeichnet, ist das Resultat einer Abkehr vom abbildenden Verhältnis zwischen Kunst und Wirklichkeit; mit seiner Kombination von Zeichen und Fragmenten richtet sich der Kubismus nicht nur an den Sehsinn des Menschen, sondern auch an dessen Geist. Neue Materialien stellen die Vorstellung einer Hochkunst in Frage und treten in ein spielerisches, experimentierfreudiges Verhältnis zur Alltagskultur, die mittels Collagen von Zeitungsartikeln und Tapeten Einzug ins Kunstwerk hält.

Picasso und Braque und der Pioniergeist

"Kosmos Kubismus. Von Picasso bis Léger" zeugt einerseits vom Pioniergeist und der treibenden Kraft des Duos Picasso-Braque. Andererseits wird deren über Jahrzehnte kanonisch gewordene Vorstellung des Kubismus durch den Einbezug der Künstler des sogenannten Salonkubismus erweitert und differenziert: Ab 1910 nahmen in Paris lebende Künstler wie Juan Gris, Fernand Léger, Robert und Sonia Delaunay sowie Henri Le Fauconnier die neue Bildsprache auf und entwickelten sie weiter. In grossen Formaten, die das moderne Leben feiern, stellten sie in den Salons der Pariser Kunstwelt ab 1911 aus und trugen damit wesentlich zur internationalen Verbreitung des Kubismus bei.

"Kosmos Kubismus. Von Picasso bis Léger" fächert die Entwicklung des Kubismus von 1908 bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs auf. Die Ausstellung vermittelt mit diesem weit gefassten zeitlichen Horizont die enorme stilistische Spannweite der Kunstrichtung ebenso wie ihr revolutionäres Potenzial, das viele der Enwicklungen der Kunst des 20. Jahrhunderts bereits vorwegnimmt.

In neun chronologisch und thematisch konzipierten Kapiteln wird nachvollziehbar, wie Picasso und Braque sich unter anderem durch die Inspiration, die sie aus Skulpturen etwa des afrikanischen oder pazifischen Raums beziehen, vom Akademismus westlicher Prägung und der klassischen Kunstvorstellung lösen (Der Primitivismus, Raum 1). Braques in Erdfarben gehaltener "Grosser Akt" (1907/08) ist dafür ein herausragendes Beispiel. Während die beiden Künstler einerseits den Eigenschaften des Archaischen, "Wilden" und Ursprünglichen nachspüren, versetzt sie das Vorbild Paul Cézannes in die Lage, nicht das Abbild der Natur darzustellen, sondern Ausdruckswege für eine innere Gesetzmässigkeit und Notwendigkeit zu suchen (Der Einfluss Cézannes, Raum 2).

Experimentierfreude mit kristallinen Elementen

Ab 1908 erscheinen bei beiden Künstlern in den in L'Estaque entstandenen Landschaften und den Stilleben mit Musikinstrumenten kristalline, quasi-geometrische Elemente, die den Eindruck vermitteln, als seien sie von einer inneren, ideenbasierten Ordnung durchdrungen. Die farbliche Reduktion auf Grün- und Brauntöne, die zeitgleich eingeleitet wird, steigert sich bald darauf zu einer fast vollständiger Beschränkung auf ein lichtvolles Grau und Braun, wie Braques "Krug und Violine" (1909/10) oder Picassos "Sitzender Akt" (1909/10) exemplarisch zeigen (Die Durchbrechung der geschlossenen Form, Raum 3).

Braque und Picasso widmen sich jeder ihrer neuen Entwicklungen mit spürbarer Experimentierfreude, die sich in einem wiederholenden und variierenden Prinzip niederschlägt. In einem solchen seriell anmutenden Verfahren erproben beide Künstler auch den Gebrauch der neu ins Bild eingeführten Buchstaben, Wortfragmente und Zeichen, die nicht nur den visuellen Sinn des Betrachters ansprechen, sondern sein Kombinationsvermögen herausfordern: Ein Bildsinn lässt sich nurmehr über das interpretierende Zusammenfügen der diversen Bildelemente konstruieren, wie in Braques berühmten Basler Bild "Der Portugiese" (Der Emigrant) (1911/1912) (Buchstaben und Zeichen, Raum 4).

Die Porträts von Händlern und Literaten, darunter Gertrude Stein, Guillaume Apollinaire und Daniel Henry-Kahnweiler, erweitern den Blick auf die Vernetzung der Kubisten mit Verlegern, Sammlern und Dichtern, die den Kubismus förderten und für seine Verbreitung und Resonanz in der Literatur sorgten (Dichter und Kritiker, Raum 5).

Der Wandel, der sich 1912 mit der Rückkehr zur Farbe und der Erfindung der Collage vollzieht, wird in der Ausstellung in zwei Räumen dargestellt. Einerseits wird der experimentelle Umgang mit Materialien und Farbe demonstriert (Raum 6), andererseits die Collage und Assemblage mit ihrer Kombinationstechnik von Zeitungsausschnitten, Tapeten und anderen Wirklichkeitsfragmenten thematisiert (Raum 7).

Die Aufnahme und Wandlung der Bildsprache in avantgardistischen Pariser Künstlerkreisen wiederum wird in "Kosmos Kubismus" mit Hauptwerken, die in den Pariser Salons von 1911 bis 1914 gezeigt wurden, abgebildet. Henri Le Fauconniers "Überfluss" (1910/11), Jean Metzingers "Frau mit Pferd" (1912), Francis Picabias "Udnie" (1913) und Sonia Delaunays "Elektrische Prismen" (1914) sind nur einige Beispiele für diesen Teil der kubistischen Geschichte (Die "kubistischen Salons", Raum 8).

Der letzte Raum ist den Entwicklungen des Kubismus nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs gewidmet. Er zeigt Werke der einberufenen kubistischen Künstler, die unter dem Eindruck des Lebens an der Front entstanden, ebenso wie jene der in Paris verbliebenen Protagonisten Gris und Picasso - darunter dessen Gemälde, die die Grenze zur Abstraktion streifen (Der Erste Weltkrieg, Raum 9).

Katalog und Begleitprogramm

Der vom Centre Pompidou konzipierte, umfangreiche Katalog zur Ausstellung erscheint in einer vom Kunstmuseum Basel herausgegebenen Ausgabe bei Hirmer auf Deutsch und Englisch. Die Beiträge internationaler Autoren umfassen eine Historiographie des Kubismus von Brigitte Léal, die Beschreibung der kritischen Rezeption der Kunstrichtung von Ariane Coulondre, eine Ausstellungsgeschichte seit 1935 von Christian Briend, eine Betrachtung zu Kubismus und Farbe von Eva Reifert, eine Einordnung des Kubismus und der "Kubismen" von David Cottington, eine Analyse von Kubismus und Abstraktion von Pepe Karmel sowie eine Perspektive auf Picasso, Braque und Duchamp und Malerei in Bewegung von Olivier Berggruen.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung nimmt deren umfassenden Ansatz auf. Eine Vortragsreihe mit internationalen Wissenschaftlern, darunter auch junge Stimmen in der Forschung, lässt den "Kosmos Kubismus" in seinen unterschiedlichen Facetten lebendig werden: Die Verankerung des Kubismus in der Basler Sammlung durch die herausragende Schenkung La Roche wird dabei ebenso ein Thema sein wie Einflüsse der modernen Physik, Literatur und Lebenswelten auf diese Kunstrichtung und die Erweiterung der künstlerischen Techniken, die sie mit sich brachte. Spannend wird auch eine zeitgenössische musikalische Reflexion der Kunstrichtung mit einem Konzert des Schweizer Schlagzeugers Fritz Hauser, der eine zur Ausstellung entstandene Komposition mit einem 16-köpfigen Schlagzeug-Ensemble im Neubau uraufführen wird. Führungen und Workshops runden das Programm ab.

kmb

Kuratorin: Eva Reifert

Kontakt:

https://kunstmuseumbasel.ch/

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fernand léger

Bild: Fernand Léger, La Femme en bleu, 1912, Öl auf Leinwand, HxB: 193.4 x 129.2 cm, HxB: Optium (09/18 VM) - Creditline: Kunstmuseum Basel - Schenkung Dr. h.c. Raoul La Roche

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