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"LINCK. RELOADED"

"LINCK. RELOADED"

24.03.2019 Margrit Lincks künstlerisches Werk im Dialog mit Arbeiten von Selina Baumann, Karin Lehmann, Irene Schubiger – Ausstellung im Kunstmuseum Olten, bis am 12. Mai 2019


Bild: Margrit Linck - Foto: https://www.kunstmuseumolten.ch/medien/medienarchiv/medienarchiv.html

Passend zum Frühlingsbeginn präsentiert das Kunstmuseum Olten einen ganzen Strauss von Ausstellungen, die sich mit dem in der Kunst aktuell wiederentdeckten Werkstoff Keramik beschäftigen.

Ausgehend vom Werk Margrit Lincks hat das Museum drei Kunstschaffende zu einem individuellen Dialog mit Arbeiten der Berner Plastikerin eingeladen und es zeigt in der frisch renovierten Stadtkirche Skulpturen des Österreichers Elmar Trenkwalder.

Nebst Werken aus der Sammlung, die das Thema aufgreifen, präsentiert das Kunstmuseum Olten in Schaufenstern eines leer stehenden Geschäfts Linck-Gebrauchskeramik aus Privatsammlungen, und im Einrichtungshaus INSIDE können Vasen und Schalen aus der Linck-Manufaktur gekauft werden.

Im Zentrum der Aktivitäten steht das künstlerische Schaffen der berühmten Schweizer Keramikerin Margrit Linck (1897-1983), die nicht nur im Bereich der Gebrauchskeramik Einzigartiges leistete, sondern neben ihrem «Brotberuf» auch Skulpturen und Figuren von unerhörter Kraft schuf.

Diese Plastiken sind bis heute wenig bekannt und sie waren bisher kaum an Kunstausstellungen zu sehen. Damit ist das Schaffen der Bernerin ein gutes Beispiel für die Rezeption dieses Materials, das als (Kunst-)Handwerk geschätzt, in der bildenden Kunst jedoch über Jahrzehnte hinweg verpönt war.

Wie viele andere Kunstschaffende ihrer Generation (Otto Baumberger, Otto Morach, Sophie Taeuber Arp, Hans Erni, Sonja Delaunay u. a.) hat Margrit Linck ihre Kunst und ihre Arbeit als Handwerkerin zeitgleich ausgeübt und beiden Bereichen höchstes Engagement entgegengebracht.

Lincks Weg verlief jedoch anders als jener ihrer KünstlerkollegInnen, denn am Beginn ihres Schaffens stand die Arbeit in der bekannten Töpferei Heimberg, wo sie das Metier der volkstümlichen Gebrauchskeramik erlernte, bevor sie in die Gewerbeschule Bern eintrat und im Bereich der Töpferei ihren ganz eigenen zeitlosen Stil fand.

Diese Erfahrungen führten schliesslich zu einer eigenständigen künstlerischen Position, die aus dem Handwerk heraus entstand und doch untrennbar mit diesem verbunden blieb, im Sinne eines gegenseitigen Einwirkens.

Margrit Linck steht aber auch modellhaft für eine Entwicklung in der Kunstrezeption, welche in der 2. Hälfte des 20. Jhs. das Werk vieler vor allem weiblicher Kunstschaffender in Misskredit und um den ihrem Werk zustehenden Erfolg gebracht hat. Die Avantgarde-Figur des autonomen Künstlers dieser Zeit hatte nämlich alles zu vermeiden, was Bezüge zum Handwerklichen (und damit auch zu weiblich konnotierten Techniken) aufwies, denn dies entsprach nicht der modernen, schnellen Gangart der Kunst und dem Gedanken des L'Art pour l'Art.

Mit einer fundierten handwerklichen Ausbildung im Rucksack und ihre eigene Töpferwerkstatt betreibend, entwickelte Margrit Linck bereits ab den 1930er-Jahren einen ganz eigenen plastischen Stil, indem sie auf der Töpferscheibe gedrehte Gefässe zu surreal anmutenden Skulpturen umformte. Nebst diesen eigenständigen Plastiken entwickelte sie für die Gebrauchskeramik eine ganz neue Formensprache und sicherte der Familie - sie war mit dem Bildhauer und Eisenplastiker Walter Linck verheiratet - damit ein festes Einkommen.

In den 1950er-Jahren begann sie sich zunehmend mit asymmetrischen Formen zu beschäftigen und steigerte damit die Expressivität der reinen Form. Die Wände der Objekte, die nach wie vor auf der Drehscheibe entstanden, wurden verformt, verändert, durchbrochen, erweitert und mit kräftigem, schwungvollem Pinselstrich bemalt.

Um 1960 drang Margrit Linck dann ganz in künstlerisches Neuland vor, als sie, nun zeitweise im Burgund lebend und dort ohne Töpferscheibe arbeitend, ihre Gefäss-Skulpturen ganz von Hand aufbaute. Bruchstellen und Löcher wurden nun Teil der Hohlkörper, die sich bisweilen fast zu zersetzen schienen.

Mit dem zunehmenden Erfolg in der Gebrauchskeramik trat die künstlerische Tätigkeit seltener zutage. In den drei letzten Jahren ihres Lebens jedoch, mit über achtzig, gelang Margrit Linck schliesslich noch ein eindrückliches Spätwerk, eine Serie von surrealen, meist erdfarbenen Wesen zwischen Mensch und Tier, welche die zeitlose bildnerische Kraft der Künstlerin widerspiegeln.

Heute hat sich die bildende Kunst weitgehend von den Klammern der stofflichen wie gattungs-spezifischen traditionellen Rahmenbedingungen befreit. Und parallel zum erneut gewachsenen gesellschaftlichen Interesse am Handwerklichen, das auch in der bildenden Kunst zu beobachten ist, lässt sich in den letzten Jahren eine zunehmende Faszination für die spezifischen Qualitäten plastischer und explizit keramischer Techniken beobachten.

Zahlreiche Kunstschaffende wenden sich heute gerade wieder jenen Techniken zu, die im 20. Jh. als zu wenig erhaben, zu handwerklich und auch als explizit weiblich verbrämt wahrgenommen wurden. (Dazu zählen auch andere traditionell häusliche und deshalb weiblich konnotierte Handwerkstechniken wie Nähen, Stricken, Häkeln, das Textile insgesamt usw.).

Mit der Ausstellung "Linck. Reloaded" rückt das Kunstmuseum Olten Margrit Lincks freies künstlerisches Schaffen in den Fokus, und es hat drei, gegenwärtig vertieft mit Keramik beschäftigte Künstlerinnen eingeladen, mit ihren eigenen Arbeiten in einen Dialog mit den Werken der Bernerin zu treten. Denn alle drei setzen sich je auf ganz eigene Art mit den Rahmenbedingungen und spezifischen Eigenschaften der Keramik auseinander und sind in unterschiedlicher Weise mit dem Schaffen der "Grande Dame" vertraut:

Selina Baumann (*1988), die fast ausschliesslich mit dem Werkstoff Keramik arbeitet, nutzt die Bearbeitung des Rohmaterials und den physischen Entstehungsprozess als wichtige Bestandteile ihrer bildhauerischen Arbeit. Mit ihren aufwändigen figurativen Tonplastiken, die in mehreren Arbeitsschritten aufgebaut werden, bedient sich die in Basel lebende Künstlerin eines Formenvokabulars, das aus dem Bildgedächtnis unserer Zivilisation schöpft und Transformationen in Gang setzt.

Karin Lehmanns (1981) Werdegang ist geprägt durch den Umgang mit der Keramik, denn sie absolvierte vor ihrem Masterabschluss in Contemporary Arts Practice an der HKB die Keramikfachklasse in Bern. Mit dem Schaffen von Margrit Linck ist sie sehr vertraut, arbeitete sie doch über mehrere Jahre hinweg in der Linck-Manufaktur. Ihr Fokus liegt auf dem Arbeitsprozess, der die endgültige Form der Objekte, Skulpturen und Installationen, die sie fertigt, mitbestimmt. Das Interesse gilt dem Prozesshaften und einem Umgang auf "Augenhöhe" mit dem Ausgangsmaterial.

Irene Schubiger (*1948), die in Reichenbach bei Bern in Nachbarschaft zum ehemaligen Lebenszentrum von Margrit und Walter Linck wohnt und arbeitet und das Künstlerpaar gut kannte, nutzt den Werkstoff Ton kaum und fertigt ihre Skulpturen aus Gips, Plastik und anderen Materialien. Gleichwohl ist ihren fragmentarischen Figuren und Installationen eine Formensprache eigen, die auf eine tiefe Verwandtschaft mit dem Schaffen Margrit Lincks schliessen lässt.

Mit dem Projekt "Linck. Reloaded" soll Margrit Lincks Werk in der Gegenüberstellung mit zeitgenössischer Kunst einer Neubefragung unterzogen und auf seine Aktualität hin untersucht werden. Damit leistet das Projekt auch einen Beitrag zur Reflexion der Beziehung von Kunst und Handwerk im 20. und 21. Jh.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Nachlass Margit und Walter Linck und mit Unterstützung der Galerie annex14, Zürich.

Publikation

Im Verlauf der Ausstellung erscheint eine Publikation, die das gesamte Projekt dokumentiert. Der Textbeitrag einer externen Expertin kontextualisiert und befragt das Unterfangen.

Gebrauchskeramik von Margrit Linck aus Schweizer Privatsammlungen wird in den Schaufenstern eines leerstehenden Geschäfts in unmittelbarer Nähe des Museums gezeigt. Gleich daneben präsentiert und verkauft das Einrichtungshaus INSIDE. aktuelle Gebrauchskeramik aus der Linck-Manufaktur.

Weitere Ausstellungen mit Linck-Skulpturen zeigen aktuell die Galerie annex14 in Zürich (bis 30. März 2019) und die Galerie Dominik Müller in Basel (bis 27. April 2019).

kmo

Kontakt:

https://www.kunstmuseumolten.ch/welcome.html

https://annex14.com/

http://www.linck.ch/

http://www.selinabaumann.com/

http://www.seventeengallery.com/artists/karin-lehmann/

https://www.ireneschubiger.ch/

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Bild: © Margrit Linck - Foto: https://www.kunstmuseumolten.ch/medien/medienarchiv/medienarchiv.html

 

 

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