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"LYNN HERSHMAN-LEESON: ANTI-BODIES"

"LYNN HERSHMAN-LEESON: ANTI-BODIES"

29.04.2018 Ausstellung im Haus der elektronischen Künste (HeK) Basel, vom 3. Mai bis am 5. August 2018 - Vernissage am 2. Mai 2018, 19 Uhr


Image: X-ray diffraction pattern of a protein crystal used to determine the protein structure. From Lynn Hershman Leeson: Anti-Bodies, exhibition at HeK (House of Electronic Arts Basel) from May 3 to August 5, 2018. Image courtesy of Novartis.

In ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz zeigt die Künstlerin aktuelle Werke, die sich mit dem biologischen Fortschritt, Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz und Antikörperforschung auseinandersetzen.

Lynn Hershman Leeson gehört zu den Pionierinnen der Medienkunst. Schon seit den 1960er-Jahren thematisiert sie in ihren Werken Fragen nach dem Zusammenspiel von Technologien, Medien und Identität und der sich verändernden Beziehung zwischen Körper und Technologie.

Sie hinterfragte die neuen technologischen Werkzeuge nach deren Auswirkungen auf unsere Vorstellungen von individueller Identität und Einzigartigkeit, unsere Privatsphäre und unser sich veränderndes Verhältnis von realer und virtueller Welt.

Ihr Œuvre umfasst Fotografie, Film, Video, Objekte und Installationen, computerbasierte Kunst, Software und Performance.

Immer wieder entwickelte sie bahnbrechende Arbeiten. So schuf sie 1984 die erste interaktive Videodisk und arbeitete bereits seit den 1990er-Jahren mit künstlicher Intelligenz und virtueller Realität. Anfangs der 1990er-Jahre prägte Hershman Leeson in ihrem Werk den Begriff des "Anti-body", der sich auf ihre Recherchen und Werke hinsichtlich einer virtuellen Identität im Cyberspace bezog. Tatsächlich brauchte es keinen physischen Körper mehr, um eine fiktive Identität im globalen Netzwerk anzunehmen. Hershmans Anti-Körper verstand sich als virale Präsenz im Internet und manifestierte sich in künstlichen Intelligenzen wie ihrer Online-Persona DiNA.

Als der neuesten Herausforderung unserer Zeit widmet sie sich in ihren aktuellen Werken den neuen biotechnologischen Entwicklungen. Entsprechend präsentiert HeK in ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz aktuelle und neu für den Kontext der Ausstellung entstandene Arbeiten, die sich mit dem Thema des biologischen Fortschritts, der regenerativen Medizin, der Genforschung und der Antikörperforschung auseinandersetzen.

Die Ausstellung am HeK ist als wissenschaftliches Labor inszeniert - dem erkenntnistheoretischen Ursprung der modernen Life Sciences und Ort der Wissensproduktion. Im Zentrum steht die Installation The Infinity Engine, die einem Genlabor nachempfunden ist. Diese komplexe und mehrräumige Arbeit wirft einen kritischen Blick auf die Verzweigungen des Experimentierens mit dem Genom. Die Installation zeigt auf, wie sich die Grenzen zwischen natürlichem und künstlichem Leben im Zeitalter synthetischer Biologie zunehmend auflösen und Leben heute künstlich gestaltet werden kann.

Zu den behandelten Themen in The Infinity Engine gehört die Manipulation von DNA ebenso wie die Produktion transgener Organismen sowie die künstliche Herstellung menschlicher Organe mittels 3D-Bioprinting. Hershman-Leeson präsentiert diese Errungenschaften der regenerativen Medizin als Kunstwerke in einer ganz eigenen Ästhetik.

Exklusiv für diese Ausstellung wurde ein Antikörper entwickelt, welcher den Namen Lynn Hershman in seiner molekularen Struktur trägt. Antikörper spielen eine wesentliche Rolle in der natürlichen Immunabwehr und werden auch für therapeutische Zwecke in der Forschung entwickelt. Sie können gezielt zur Behandlung von bestimmten Krankheiten eingesetzt werden (beispielsweise in der Krebstherapie). In Kollaboration mit Novartis wird dieser Antikörper produziert, auf seine Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten hin erforscht und dokumentiert. Der "Lynn Hershman-Antikörper" wird in der Ausstellung zu sehen sein. Hershman-Leesons Auseinandersetzung mit Fragen nach Identität und Einzigartigkeit werden hier um eine neue biologische Dimension erweitert.

Eine weitere neue Arbeit beschäftigt sich mit der DNA als Speichermedium für alle Arten von Informationen. Ältere Videoarbeiten der Künstlerin sowie die gesamten Dokumente von The Infinity Engine wurden in DNA gespeichert, die in der Ausstellung wiederum als Kunstwerk inszeniert wird.

Auch zahlreiche Wissenschaftler kommen in der Ausstellung zu Wort, die in Interviews mit der Künstlerin anschaulich aktuelle Techniken und Methoden der Gentechnik, der regenerativen Medizin und des Bio-Printing beschreiben und deren Möglichkeiten und Chancen aufzeigen. Für diese Konstruierbarkeit von Leben schuf Hershman-Leeson in ihrer Fotoarbeit "Double Hands" ein eindrückliches Bild, das sich auf das berühmte Fresco der Schöpfung von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle bezieht, in der Gottes Finger den Menschen berührt und erschafft. In Hershman-Leesons Version ist Gottes Finger durch Injektionsnadeln ersetzt.

Die Ausstellung am HeK zeigt auf, wie Hershman Leeson sich einmal mehr den relevanten Technologien und Fragen unserer Zeit widmet. So wird sie zu Recht auch als Porträtistin des Informationszeitalters beschrieben, als eine genaue Beobachterin der Protokolle und Institutionen, die für unsere Konzepte von Identität und Individualität prägend sein werden. In diesem Sinne ist ihre Kunst immer auch politisch, indem sie sich mit den zentralen gesellschaftlichen Fragestellungen der Zeit beschäftigt.

Die von Sabine Himmelsbach (Direktorin HeK) kuratierte Ausstellung wird von einem Filmprogramm mit Spielfilmen und Dokumentationen von Hershman-Leeson begleitet. Zudem sind verschiedene Workshops geplant, die sich mit den in der Ausstellung angesprochenen Themen auseinandersetzen werden.

hek

Kontakt:

http://www.hek.ch/programm/events/event/lynn-hershman-leeson-anti-bodies.html

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