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"MULTAKA": GEFLÜCHTETE ZEIGEN DAS MUSEUM

"MULTAKA": GEFLÜCHTETE ZEIGEN DAS MUSEUM

03.04.2019 Das Bernische Historische Museum lanciert am 7. April 2019 das schweizweit einzigartige Vermittlungsangebot "Multaka". Im interaktiven Format führen Menschen mit Fluchthintergrund aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Iran durch das Museum. Während 60-minütigen Spaziergängen durch die Dauerausstellungen regen sie zu Gesprächen über Themen wie Kultur, Geschichte, geteiltes Kulturerbe, Migration und Flucht an.


Bild: "Multaka" - Menschen mit Fluchthinter­grund laden auf Spaziergängen durch das Bernische Historische Museum dazu ein, Objekte anders zu betrachten, neue Perspektiven zu gewinnen und Gegenwarts­bezüge zu knüpfen - © Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Christine Moor

Welche Geschichten verbergen sich hinter den Objekten des Bernischen Historischen Museums und wie können wir Gegenwartsbezüge herstellen? Wie können wir Bekanntes neu betrachten oder uns dem "Fremden" annähern?

Mit Fragen wie diesen führen Menschen mit Fluchterfahrung durch ausgewählte Bereiche der Dauerausstellungen. "‹Multaka› - was auf Arabisch sinngemäss ‹Treffpunkt› heisst - ist eine Plattform, die sowohl zeitliche als auch kulturelle Brücken schlägt. Das Museum wird zu einem Ort, an dem sich die Wege von Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten kreuzen, Dialoge entstehen sowie die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft wird", beschreibt Aline Minder, Leiterin Bildung und Vermittlung, das in der Schweizer Museumslandschaft einzigartige Vermittlungsformat.

Empowerment und Integration von Menschen mit Fluchtgeschichte

Im Herbst 2017 trat der Verein "Multaka Bern" mit der Idee an das Bernische Historische Museum heran, ein Partizipationsprojekt mit Geflüchteten zu lancieren. Dank eines Impulsbeitrags der Erziehungsdirektion des Kantons Bern konnte das Kooperationsprojekt 2018 umgesetzt werden. Während rund sechs Monaten wurden fünf Personen zu Museumsguides ausgebildet. "Mit ‹Multaka› wollen wir Empowerment leisten, die kulturelle Teilhabe von Geflüchteten stärken und durch die Schaffung von Begegnungen mit den Museumsgästen zu ihrer Integration in der Gesellschaft beitragen", erklärt Jakob Messerli, Direktor des Bernischen Historischen Museums.

Die persönlichen Erfahrungen und kulturell unterschiedlich geprägten Blickwinkel der "Multaka"-Guides erweitern zudem das Spektrum der Vermittlungskompetenz im Museum. Als Vertreter sogenannter "Source Communities" richten sie ihren eigenen Blick auf die aussereuropäischen Sammlungen und vermitteln dem Publikum alternative Lesarten auf zugängliche Art und Weise. Diese Multiperspektivität ist auch in der Auseinandersetzung mit Schweizer Geschichte und Kultur von Bedeutung.

In Berlin existiert seit 2015 das erfolgreiche Format "Multaka. Treffpunkt Museum", welches dem Berner Projekt Pate stand. Voraussetzung für die Teilnahme an der Ausbildung in Bern, die sowohl durch den "Verein Multaka Bern" als auch durch die Vermittlungspersonen des Bernischen Historischen Museums geleitet wurde, waren gute Deutschkenntnisse und eine grosse Portion Mut.

Die fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer betraten ein ihnen unbekanntes Terrain - niemand von ihnen verfügte zuvor über eine Ausbildung als Museumsguide. Marzieh Hosseini aus Iran, Thomas Tesfaghiorghis aus Eritrea, Farhad Haji aus Syrien, Dania Murad aus Syiren und Syam Yousufa aus Afghanistan wählten Objekte aus, recherchierten Hintergründe, reflektierten ihre eigene Geschichte sowie jene des Museums und übten Auftrittskompetenz. Enstanden sind fünf individuelle Spaziergänge, die dem Publikum neue Perspektiven auf die Museumsobjekte eröffnen und Diskussionen anstossen.

Die Spaziergänge finden jeweils sonntags um 15 Uhr statt - anlässlich der Lancierung zwischen dem 7. April bis am 5. Mai 2019 wöchentlich, ab dem 19. Mai jeweils im Zweiwochentakt. Das Angebot kann auch für Gruppen und Schulklassen gebucht werden.

Die "Multaka"-Guides

Marzieh Hosseini ist Kunstmalerin aus dem Iran. Wie und warum finden Objekte den Weg ins Museum? Und welche Bedeutungen tragen sie in sich? Die Künstlerin regt dazu an, bestehende Bilder zu hinterfragen und neu zu denken. Sie entschlüsselt verborgene Botschaften und zeigt auf, dass uns das vermeintlich "Fremde" vielleicht näher ist, als wir meinen.

Farhad Haji ist Kurde und stammt aus Syrien. Er ist Jugendarbeiter und hat das Projekt "IntegrationsBrücke Bern" gegründet. Im Museum durchleuchtet er kritisch die Darstellung orientalischer Kultur und diskutiert über politische Mitbestimmung in seiner Heimat.

Dania Murad ist Studentin und politische Aktivistin. Sie ist als Palästinenserin in Syrien aufgewachsen. Im Museum deckt sie Parallelen zwischen dem Schicksal und der Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas und dem palästinensischen Volk auf.

Thomas Tesfaghiorghis ist Archäologe und stammt aus Eritrea. Früher forschte er zum antiken Reich von Saba, heute untersucht er die Pfahlbauten vom Bielersee. Anhand archäologischer Funde aus dem Kanton Bern verdeutlicht er, dass Migration schon seit jeher zum Menschsein gehört.

Syam Yousufa kam aus Afghanistan in die Schweiz und ist angehender Hotelfachmann. Geschickt verwebt er Kindheitserinnerungen und Familiengeschichten mit den Objekten des Museums. Unterwegs reflektiert er seine Geschichte vom Aufbrechen und Ankommen - und fragt sich, warum Frauen ihm manchmal Angst einjagen.

bhm

Kontakt:

http://www.bhm.ch/multaka

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Mehr:

Was der Bauernkrieg mit dem Leben von Syam zu tun hat

https://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/fluechtlinge-als-museumsguide-was-der-bauernkrieg-mit-dem-leben-von-syam-zu-tun-hat

Ungewöhnliche Museumsguides ermöglichen neuen Blick auf Vertrautes

https://www.swissinfo.ch/ger/ungewoehnliche-museumsguides-ermoeglichen-neuen-blick-auf-vertrautes/44871352

 

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