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"PETRIT HALILAJ – SHKREPËTIMA"

"PETRIT HALILAJ – SHKREPËTIMA"

23.07.2018 Ausstellung im Zentrum Paul Klee Bern, bis am 19. August 2018


Bild: Petrit Halilaj, Shkrepëtima, 2018, Ink drawing on cover page of the magazine Shkrepëtima 

Petrit Halilajs Ausstellung im Zentrum Paul Klee ist Teil einer Serie von Ausstellungen und Projekten in Runik (Kosovo), Bern und Turin unter dem Patronat der Fondazione Merz.

Der Titel "Shkrepëtima" ist albanisch und bedeutet "Funken", "Blitz" oder auch plötzliches, intensives Gefühl.

Anlässlich des Mario Merz-Preises hat Halilaj, der Preisträger 2018, ein Programm konzipiert, das sich als "Shkrepëtima", als solch zündender Funke begreift. Mittels Video, Zeichnungen und Skulpturen setzt sich Halilaj mit nationaler und kultureller Identität auseinander und fragt, wie kollektive Geschichte entsteht.

Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung im Zentrum Paul Klee ist das kosovarische Dorf Runik, in dem Halilaj aufgewachsen ist, bevor er - im Zuge des Kosovokrieges - mit seinen Eltern nach Albanien floh.

Halilajs künstlerische Aufmerksamkeit richtet sich auf die Tatsache, dass sich eine der bedeutendsten jungsteinzeitlichen Siedlungen Südosteuropas bei Runik befand. Noch heute entdecken Dorfbewohner immer wieder Fragmente historischer Artefakte - darunter Töpferwaren, zeremonielle Gegenstände oder menschliche Figurinen. Die bedeutendsten Funde befinden sich heute im Depot eines Museums im Serbischen Belgrad, wo sie der Kosovarischen Bevölkerung nicht mehr zugänglich sind. Halilaj interessiert sich für die Frage, welche Rolle diese historischen Artefakte heute im gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Gemeinde spielen oder spielen könnten.

Die Ausstellung


In Runik lebt das Wissen über die ferne Vergangenheit angesichts fehlender Infrastruktur vor allem in der mündlichen Überlieferung weiter, wobei die Grenzen zwischen Realität und Mythos nur unscharf gezogen sind. Die Videoinstallation The city roofs were so near that even a sleepwalking cat could pass over Runik without ever touching the ground (2017) erzählt die Geschichte dieser steinzeitlichen Fundstücke und die Spekulationen, die sie umgeben. Dabei ist nicht nur ein Porträt des Dorfes Runik entstanden, sondern auch eine komplexe und poetische Momentaufnahme des Kosovo als junge Nation mit unsicherer Vergangenheit und Zukunft.

Auch die Skulpturen aus der Serie RU (2017) nehmen Bezug auf die steinzeitliche Geschichte Runiks. Auf Basis archäologischer Aufzeichnungen, die zwischen 1968 und 1983 stattfanden, hat Halilaj rund 505 Objekte originalgetreu hergestellt und gleichzeitig zu Skulpturen weiterentwickelt. Die steinzeitlichen Objekte verwandeln sich durch das Hinzufügen von Füssen, Beinen oder Flügeln aus Messingdraht in Zug- und Wandervögel, die sich - in loser Anlehnung an Halilajs eigene künstlerische Biografie - über Grenzen hinwegsetzen und an neuen Orten «ansiedeln» können. In diesem Kontext ist auch die an ein Vogelnest erinnernde Holzstruktur zu verstehen, die das zentrale architektonische Element der Ausstellung im Zentrum Paul Klee bildet.

Im Rahmen des Mario-Merz-Preises inszenierte Halilaj zudem am 7. Juli 2018 unter dem Patronat der Fondazione Merz und in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung eine grosse performative Veranstaltung im ehemaligen Kulturzentrum in Runik, das seit Jahrzehnten leer steht.

Seit einiger Zeit setzt sich der Künstler dafür ein, dass nach vielen Jahren des Wiederaufbaus, der politischen Umwälzungen und der Unsicherheit wieder kulturelles Leben im Dorf entstehen kann. In diesem Zusammenhang zeigt das Zentrum Paul Klee 40 neu, auf gebrauchtem, jahrzehntealtem Aktenpapier entstandene Zeichnungen, die als Skizzen oder Konzeptstudien für die Veranstaltung in Runik zu verstehen sind, in der Halilaj das Motiv der sich niederlassenden Zugvögel zeichnerisch erkundet sowie Videos, Tonaufnahmen, Skulpturen und Installationen gemacht beim Anlass in Runik.

Biografie


Petrit Halilaj wurde 1986 in Kostërc (Kosovo) geboren. Er lebt und arbeitet in Deutschland, Kosovo und Italien. Seine Arbeiten wurden u.a. im Palais de Tokyo in Paris (2018), im New Yorker New Museum (2017), im Kölnischen Kunstverein (2015), in der Bundeskunsthalle in Bonn (2015), in der kosovarischen Nationalgalerie in Pristina wie auch im Rahmen der 55. und der 57. Venedig-Biennale gezeigt (2013/2017).

Mario-Merz-Preis


Der Mario-Merz-Preis, der zweijährlich von der Fondazione Merz in Turin vergeben wird, fördert herausragende Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt, die trotz widriger politischer, gesellschaftlicher oder geographischer Umstände ihre künstlerische Tätigkeit konsequent weiter verfolgen und bereits über ihre Heimatländer hinaus bekannt sind.

Kurator: Leonardo Bigazzi


zpk

Kontakt:

https://www.zpk.org/en/exhibitions/current/petrit-halilaj-1610.html

 

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