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"säen und ernten" - Nahrungsmittelproduktion gestern und heute

"säen und ernten" - Nahrungsmittelproduktion gestern und heute

05.07.2014 Ausstellung in der Kartause Ittingen, bis am 7. Juni 2015


Bild: Oberst Fehr mit Automobil-Mähmaschine "Helvetia" der Firma Aebi, Burgdorf, in der Kartause Ittingen, 1915 - Foto: Aebi & Co. AG Maschinenfabrik, Burgdorf

Seit der Klostergründung gehörte zur Kartause Ittingen ein grosser Bauernhof. Ein hoher Grad an Selbstversorgung war nicht nur den Mönchen wichtig, sondern ist auch heute noch einer der Grundpfeiler des Kultur- und Seminarzentrums an diesem Ort. Im Gegensatz dazu betrieb der Gutsherr und Landwirtschaftspionier Victor Fehr im 19. Jahrhundert den Bauernhof ganz im Zeichen von Rentabilität und Fortschritt. Die Ausstellung "säen und ernten" zeigt auf, wie sich die Nahrungsmittelproduktion der Kartause Ittingen vom 18. Jahrhundert bis heute entwickelte.

Nutzen und Gedeihen

Zur Zeit des Klosters wurde der landwirtschaftliche Besitz des Eigenguts mit angestellten Knechten oder Laienbrüdern bewirtschaftet. Das Eigengut umfasste schon vor dreihundert Jahren etwa die gleiche Fläche, die noch heute zum Bauernhof der Kartause gehört.

Als Lehens- und Grundherr erhielt das Kloster darüber hinaus jährlich Zehnten und Bodenzinsen von weiteren Gütern, zum Teil in Form von Naturalabgaben.

Angebaut wurden Wein, Getreide, Bohnen und Erbsen, Obst, Nüsse und Gras. Die Forstwirtschaft spielte eine sehr wichtige Rolle, daneben gab es Viehwirtschaft und eine Fischzucht.

Detaillierte Pläne und umfangreiche Verwaltungsbücher vermitteln aufschlussreiche Informationen zum Betrieb der Landwirtschaft, zum Anbau der Produkte und zur Arbeitsorganisation seit der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Besonders interessant sind die Überlegungen des tüchtigen und weitblickenden Procurators Josephus Wech (1702 - 1761) zur Verbesserung der Landwirtschaft, etwa zur Düngung der Wiesen. Sein Grundsatz, die Qualität zu fördern, spielte eine entscheidende Rolle für das wirtschaftliche Wohl der Kartause Ittingen.

Innovation und Rentabilität

Nach der Aufhebung des Klosters übernahm Victor Fehr (1846-1938) im Jahre 1867 die Kartause Ittingen und wandelte sie in einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb um.

Die Ausstellung zeigt, wie der Sohn eines St. Galler Kaufmanns und Bankiers mit grosser Tatkraft und Initiative den Ausbau und die Mechanisierung seines Gutsbetriebes vorantrieb. Aus England importierte er die erste Mähmaschine und die erste Dampfdreschmaschine der Schweiz. In seiner modernen Zentrifugenmolkerei wurden täglich 2'400 Liter Milch zu bester Tafelbutter verarbeitet und an Geschäfte in St. Gallen, Schaffhausen, Zürich, Basel oder auch an private Haushalte geliefert. Dies zu einem Zeitpunkt, als die Schweizer Milchwirtschaft erst im Entstehen war.

Seine Kenntnisse der Landwirtschaft erwarb er unter anderem auf umfangreichen Reisen, die ihn zum Beispiel nach England, Mexico oder ins Weisse Haus nach Washington führten.

Ein besonderes Anliegen war ihm auch die Professionalisierung und die Förderung der Schweizer Landwirtschaft. So geht die Gründung der ersten Versuchsanstalt für Obst- und Weinbau in Wädenswil auf seine Initiative zurück, und die Gründung der thurgauischen landwirtschaftlichen Schule Arenenberg erhielt durch ihn einen entscheidenden Anstoss.

Er war Mitbegründer der Gesellschaft Schweizerischer Landwirte und des Schweizerischen Bauernverbandes. Für seine hervorragenden Verdienste um die Schweizerische Landwirtschaft erhielt Oberst Fehr 1932 die Ehren-Doktorwürde der ETH Zürich.

Selbstversorgung und Diversifizierung

Seit 1977 gehört der Landwirtschaftsbetrieb zum Kultur- und Seminarzentrum der Stiftung Kartause Ittingen. Mit rund 66 ha Kulturland, 32 ha Wald und einer Alp im Toggenburg für die Sömmerung der Rinder gehört er zu den grössten Bauernhöfen im Kanton Thurgau.

Die Landwirtschaft wird nachhaltig und umweltschonend betrieben. Der Betrieb ist in der klösterlichen Tradition auf eine möglichst grosse Selbstversorgung hin angelegt. Das Futter für die Milchvieh- und Schweinehaltung kommt überwiegend vom eigenen Hof. Die Trauben aus den Rebbergen werden in der eigenen Weinkellerei gekeltert und die hofeigene Milch wird in der eigenen Käserei zu verschiedenen Milch- und Käsespezialitäten verarbeitet. Unter anderem werden Obst, Getreide, Gewürz- und Teekräuter angebaut. Die Spezialitäten aus der Landwirtschaft werden zu einem beachtlichen Teil im eigenen Restaurant und im Klosterladen verkauft.

Die Ausstellung profitiert von Leihgaben der Stiftung Kartause Ittingen, des Schaudepots St. Katharinental des historischen Museums und von privaten Leihgebern.

mki

Kontakt:

http://www.ittingermuseum.tg.ch/xml_98/internet/de/application/d12055/f14758.cfm

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