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"SARAH OPPENHEIMER – N-01" / "CHRISTINE STREULI – LANGE ARME, KURZE BEINE"

"SARAH OPPENHEIMER – N-01" / "CHRISTINE STREULI – LANGE ARME, KURZE BEINE"

06.03.2020 Ausstellungen im Kunstmuseum Thun, bis am 12. Juli 2020


Bild oben: Sarah Oppenheimer, N-01, 2020, Stahl, Glas und Architektur. Installationsansicht: Kunstmuseum Thun, CH 2020 - Foto: Serge Hasenböhler

Zwei Künstlerinnen internationalen Rangs bespielen bis Sommer das Kunstmuseum Thun

Sarah Oppenheimer (*1972) und Christine Streuli (*1975) schenken dem Publikum des Kunstmuseums Thun mit ihren Werken ein Erlebnis voller Spieltrieb und Farbgewalt. Die US-Amerikanerin Sarah Oppenheimer weckt die Lust am Entdecken mit einer eigens für das Thuner Museum hergestellten, begehbaren Rauminstallation. Kunst anfassen, drehen, bewegen und begehen ist hier ausdrücklich erwünscht, denn jeder Besucher hinterlässt mit seinem Gang durch Oppenheimers Ausstellung einen neuen Weg für den nächsten Besucher. Die Schweizerin Christine Streuli beeindruckt mit wandfüllenden Gemälden, die wahre Farb- und Formenexplosionen sind. Sie sind in ihrer Ästhetik sehr aktuell und eröffnen ein weites Inspirationsfeld.

Christine Streuli
:

Wie breit ist ein Pinselstrich und wie eng der Begriff der Malerei?


Das umfangreiche Œuvre von Christine Streuli besticht durch farbgewaltige, meist monumentale Allover-Paintings. In ihrer Einzelausstellung Lange Arme, kurze Beine stehen eine Wandinstallation und eine Bildtapete mit retrospektivem Charakter im Mittelpunkt, die Fragen nach Original und Kopie eines Kunstwerkes aufgreift: Wie passgenau muss eine Malerei sich in eine Leinwand einfügen? An welcher Stelle ist ein Pinselstrich zu Ende?

Bei genauerer Betrachtung von Streulis Werken kann man sich diesen Fragen stellen. Die farbintensiven und energiegeladenen Werke und Installationen verführen das Publikum aber auch. Sie werfen nicht nur wichtige, zeitgenössische Themen der Kunst auf. Sie zeigen auf erfrischende Art und Weise die Lust an Form und Farbe.

Paradigmatisch zeigt dieses Zusammenspiel das Werk Heavy File (2019): Überdimensionale Pinselstriche ziehen sich über fünf Meter Höhe und acht Meter Breite. Die beiden in das Werk eingebetteten Leinwände, selbst über zwei Meter hoch, treten ob dieser Kraft an Geste in den Hintergrund.

Ähnlich verhält es sich bei Nightshade_04 (2017), das mit zwei auf drei Metern zwar kleiner ist, aber in den Ausführungen der Pinselstriche und Gesten von Markierungswerkzeug aus gängigen Bildbearbeitungsprogrammen imposante Grössenverhältnisse präsentiert.

Preisträgerin der BEWE-Stiftung

Christine Streuli ist diesjährige Preisträgerin des Kunstpreises der BEWE-Stiftung. Die von dem Liestaler Kunstsammlerehepaar Elisabeth und Bruno Weiss ins Leben gerufene Auszeichnung unterstützt die die Ausstellung Lange Arme, kurze Beine begleitende Publikation. Darüber hinaus nimmt die Sophie und Karl Binding-Stiftung das Ausstellungsprojekt mit Publikation in ihre Reihe "Binding Sélection d'Artistes" auf.

Sarah Oppenheimer
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Bitte auf die eigene Bewegung achten

In unmittelbarer Auseinandersetzung mit den Gebäudestrukturen des Kunstmuseums Thun hat Sarah Oppenheimer ein Netzwerk aus architektonischen Instrumenten entwickelt. Diese ähneln Gebäudeelementen wie Fenstern, Türen oder Säulen und werden durch das Eingreifen des Besuchers jeweils manuell aktiviert. Wird eine Tür gedreht, ein Fenster aufgestossen oder an einer Säule gezogen, so verändern sich Dimension und Position vielfältiger Übergänge in angrenzende Räume. Der Museumsbesucher und die architektonischen Instrumente sind Teil einer gemeinsamen Performance und bringen die Choreografien des Ausstellungsraums zeitlich befristet in eine neue Ordnung.

Das sagt die Künstlerin selbst über ihre Arbeit:

N-01

"Die gebaute Umwelt besitzt eine Vielzahl an Inputs und Outputs. Unsere Körper setzen unsichtbare Reaktionsketten in Gang. Betritt man einen Raum, geht das Licht an. Drückt man eine Klinge herunter, öffnet sich eine Tür. Diese automatische Schaltung wird durch ein Kontrollsystem reguliert. Dessen Vorrichtungen sind so programmiert, dass sie auf sich bewegende Körper und akustische Befehle reagieren. Die in den Wänden, Böden und Decken eines Gebäudes verborgenen Netzwerke sind eine Blackbox.


N-01 bietet ein neues Netzwerk an. Zwischen den zahlreichen Räumen des Kunstmuseums werden architektonische Instrumente eingefügt. Sie fungieren als Türen, Fenster, Säulen oder Balken und lösen, jedes für sich, eine Kettenreaktion aus: Eine Drehtür lässt eine Wand beiseite gleiten; eine drehbare Säule öffnet ein Fenster. Wenn die Besucher den in die Instrumente eingelassenen Input manuell aktivieren, rufen sie in einiger Entfernung Veränderungen im Output hervor und modifizieren somit die architektonische Hülle der angrenzenden Galerien.

In Saal 9 fungiert ein Körper aus Glas und Aluminium, der scheinbar oben und unten von zwei blickdichten weissen Wänden gestützt wird, als Raumteiler. Durch manuelle Rotation des Glases dreht sich der Körper um eine aussermittige Achse, wobei sich die Anordnung zwischen dem rotierenden Körper und der blickdichten Stützwand verschiebt. Diese Rotation bringt eine lineare Bewegung in die umschliessende Wandfläche. Während der Glaskörper um 180 Grad um einen exzentrischen Mittelpunkt gedreht wird, fügen sich die Stützwände mal in die Anordnung ein und mal nicht.

Betätigt man in einem benachbarten Ausstellungsraum eine Türklinke, so dreht sich eine Wand im abgedunkelten Saal und gibt grosse Fassadenfenster mit Blick auf die Aare frei. Der Raum ist mit Tageslicht durchflutet und modifiziert die Helligkeit der umliegenden Räume. Veränderungen in der relativen Lichtstärke beeinflussen die Transparenz der Glasinstrumente in benachbarten Räumen. Der zuvor noch transparente Körper aus Saal 9 reflektiert nun. Die Blickachsen prallen an der Glasoberfläche ab und werden durch die Fassadenfenster auf die dahinterliegende Landschaft gelenkt.

Während sich die Wände zurückziehen und die Fenster öffnen, wird in regelmässigen Abständen die mechanische Infrastruktur aller Instrumente freigelegt. Die spiralförmige Schraube, die den räumlichen und zeitlichen Bewegungsablauf der Instrumente steuert, ist von Zeit zu Zeit sichtbar. Die systemische Logik von N-01 ist nie völlig undurchsichtig und nie gänzlich transparent, lässt sich jedoch periodisch ablesen. Die partielle Transparenz des Netzwerks schliesst den aktiven Betrachter in die miteinander verwobenen Relais des belebten Raumes mit ein."

kmt

Kontakt:

https://www.kunstmuseumthun.ch/de/ausstellungen/aktuelle/

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christine streuli

Bild: Christine Streuli - Lange Arme, kurze Beine, 2020, Mixed Media direkt auf Wand und Leinwand, 550 x 2301 cm, Courtesy Galerie Mark Müller, Zürich und Sfeir-Semler Gallery, Hamburg/Beirut und die Künstlerin - Foto: David Aebi, Ausstellungsansicht Kunstmuseum Thun

 

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