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"SURREALISMUS SCHWEIZ"

"SURREALISMUS SCHWEIZ"

01.09.2018 Ausstellung im Aargauer Kunsthaus, Aarau, vom 1. September 2018 bis am 2. Januar 2019


Bild: Paul Klee, Marionetten (bunt auf Schwarz), 1930, 202, Öl auf Karton, 32 x 30,5 cm - Kunsthaus Zürich, Sammlung Erna und Curt Burgauer

Gibt es einen Schweizer Surrealismus? Diese erste grosse Übersichtsausstellung zum Thema beantwortet die Frage mit 400 auserlesenen Schlüsselwerken und überraschenden Neuentdeckungen von rund 60 Schweizer Künstlerinnen und Künstlern. Nach einer historischen Einführung zeigt die Ausstellung in neun atmosphärischen Themenräumen, wie die surrealistischen Errungenschaften und Bildfindungen die Kunst bis heute mitprägen.

Surrealismus - ein rätselhafter, ein magischer, ein verheissungsvoller Begriff. Doch was steckt dahinter? Wir denken an die schmelzenden Zifferblätter von Salvador Dalí, die Traumfiguren von René Magritte und die geheimnisvollen Landschaften von Max Ernst. Aus den Reihen der Schweizer Kunstschaffenden hat sich die Pelztasse von Meret Oppenheim im kollektiven Gedächtnis festgeschrieben. Auch Alberto Giacometti hat mit seinen beklemmenden Objekten und Käfigen die surrealistische Skulptur massgeblich geprägt. Doch "Schweizer Surrealismus"?

Die Ausstellung Surrealismus Schweiz umfasst rund 400 Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Fotografien sowie ein Video von rund 60 Künstlerinnen und Künstlern. Sie widmet sich erstmalig ausschliesslich und in umfassender Weise dem Thema des Surrealismus in der Schweiz. Im Zentrum des Interesses stehen sowohl die Teilnahme von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern an der 1924 von André Breton begründeten surrealistischen Bewegung in Paris, wie auch die Ausprägungen dieser künstlerischen Haltung im konservativen kulturellen Klima in der Schweiz der 1930er- bis 1950er-Jahre. Der Einbezug von ausgewählten Positionen nachfolgender Generationen veranschaulicht zudem den Einfluss des Surrealismus' auf die Entwicklung der Nachkriegsavantgarden und die bis heute ungebrochene Aktualität surrealistischer Bildfindungen und -verfahren.

Den Auftakt der Ausstellung bildet eine historische Einführung mit Dokumenten und wichtigen Schlüsselwerken der vertretenen Kunstschaffenden. Der Surrealismus hat sich im Paris der Zwanzigerjahre im Kreise des Schriftstellers André Breton entwickelt. Im Unterschied zu anderen avantgardistischen Strömungen zeichnet er sich weniger durch einen erkennbaren Stil, als durch eine künstlerische Haltung aus. Verdrängte Themen, Ängste, Wünsche und Fantasien sollen in Anlehnung an Freuds Psychoanalyse und mittels Techniken wie der écriture automatique unmittelbar zum Vorschein gebracht werden.

Verschiedene Schweizer haben den internationalen Surrealismus mitgeprägt, sei es als Vorläufer (Paul Klee, Hans Arp), sei es als Mitglieder der Bewegung in Paris (Alberto Giacometti, Serge Brignoni, Kurt Seligmann, Meret Oppenheim, Gérard Vulliamy, Isabelle Waldberg). Sie schlugen zugleich Brücken zur Schweizer Kunstszene und beteiligten sich an der Gründung progressiver Künstlergruppen wie der Basler Gruppe 33 oder 1937 der Allianz - Vereinigung Moderner Schweizer Künstler, welche Abstrakte und Surrealisten zusammenbrachte.

Mehr noch als in Frankreich stiessen die Surrealisten in der Schweiz auf heftige Kritik. Die 1930er-Jahre waren hier von einem konservativen Klima geprägt. Das offizielle Kunstschaffen hatte sich dem Credo einer "nationalen Erneuerung" und "geistigen Landesverteidigung" unterzuordnen. Dieser Verdrängungshaltung verweigerten sich die Surrealisten vehement, was die Œuvres von Künstlern wie Max von Moos, Walter Kurt Wiemken, Otto Tschumi eindrücklich bezeugen.

Im Anschluss an die Nachzeichnung der geschichtlichen Entwicklungen, bietet ein Kabinett Einstieg in die spezifisch surrealistischen Methoden der Werkgenese mittels verschiedener Zufallsverfahren. Der Rundgang mündet schliesslich in den Kern der Schau: in neun atmosphärische, dicht gehängte Räume, die sich den surrealistischen Schlüsselthemen widmen. Sie erzählen von Träumen und Fantasien, vom Körper als Objekt der Begierde oder Sinnbild von existenzieller Bedrängnis, Schrecken, Krieg und Tod, ebenso wie von spirituellen Ordnungen, vom Kosmos und von der Natur als Metapher für Leben und Wachstum.

Auch wenn sich der Surrealismus als Epoche nach 1945 gewissermassen überlebt hatte, wären viele Kunstentwicklungen der Nachkriegsavantgarden wie etwa die informelle Malerei oder die wesentlich von Schweizer Kunstschaffenden mitentwickelten Bewegungen des Fluxus und des Nouveau Réalisme ohne den Surrealismus, seine Zufallsverfahren und sein Credo der Verbindung von Kunst und Leben undenkbar gewesen. Die Ausstellung erhellt denn auch die entsprechenden Beiträge von Schweizer Künstlern wie André Thomkins, Dieter Roth, Jean Tinguely oder Aldo Walker - um nur einige zu nennen - und integriert deren Werke in den Gesamtzusammenhang der Themenräume.

Ausserdem bietet sich das Thema des Surrealismus an, um eine Reihe von Schweizer Künstlerinnen wieder neu zur Kenntnis zu bringen, auch wenn sich nicht alle ausdrücklich als Surrealistinnen bezeichnet hätten. Ihre Präsenz in der Ausstellung postuliert die Anerkennung, dass die Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts durchaus auch von Frauen mitgeschrieben wurde. Zu Ihnen zählen unter anderem Anita Spinelli, Henriette Grindat, Ilse Weber und Eva Wipf.

Schliesslich zeugen ausgewählte und in die Themenräume eingestreute Werke von zeitgenössischen Kunstschaffenden - Pipilotti Rist, Ugo Rondinone, Hubbard / Birchler, Valérie Favre, Not Vital u. a. - von der ungebrochenen Aktualität von Surrealismen in der Gegenwartskunst.

Das Aargauer Kunsthaus gilt als Kompetenzzentrum für die Schweizer Kunst. Seine Sammlung liefert eine gute Ausgangslage für eine Ausstellung zum Surrealismus in der Schweiz. Das Projekt hat den Anspruch, das Thema umfassend darzustellen. Deshalb zählt es auf die Unterstützung von so wichtigen Leihgebenden wie das Kunsthaus Zürich, das Zentrum Paul Klee, die Kunstmuseen von Basel, Bern und Luzern, aber auch von Privatsammlungen und Galerien aus der Schweiz und aus Paris.

Die Ausstellung Surrealismus Schweiz wurde von Madeleine Schuppli, Direktorin des Aargauer Kunsthauses, initiiert. Sie schliesst an die Ausstellungstätigkeit des Aargauer Kunsthauses der letzten Jahre und Jahrzehnte an, die sich um die umfassende Aufarbeitung von Schweizer Kunsthemen verdient gemacht hat.

Surrealismus Schweiz wurde vom Gastkurator Peter Fischer, ehemaliger Direktor des Kunstmuseums Luzern und des Zentrum Paul Klee, Bern, in Zusammenarbeit mit Julia Schallberger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Aargauer Kunsthauses, konzipiert und vorbereitet.

Vom 10. Februar bis 16. Juni 2019 wird die Ausstellung in modifizierter Form und betreut von Francesca Benini im Museo d'arte della Svizzera italiana (MASI) in Lugano gezeigt.

Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung

Otto Hans Abt (1903-1982); Hans Arp (1886-1966); Karl Ballmer (1891-1958); Walter Bodmer (1903-1973); Serge Brignoni (1903-2002); Theo Eble (1899-1974); Franz Eggenschwiler (1930-2000); Hans Erni (1909-2015); Valérie Favre (*1959); Alberto Giacometti (1901-1966); Walter Grab (1927-1989); Henriette Grindat (1923-1986); Thomas Hirschhorn (*1957); Lutz / Birchler (*1965/*1962); Anna Indermaur (1894-1980); Paul Klee, (1879-1940); Friedrich Kuhn (1926-1972); Le Corbusier (1887-1965); Leo Leuppi (1893- 1972); Richard Paul Lohse (1902-1988); Lutz & Guggisberg (*1968/*1966); Ernst Maass (1904-1971); Rémy Markowitsch (*1957); Walter Johann Moeschlin (1902-1961); Max von Moos (1903-1979); Robert Müller (1920-2003); Meret Oppenheim (1913-1985); Ricco (Erich Wassmer) (1915-1972); Markus Raetz (*1941); Germaine Richier (1902-1959); Pipilotti Rist (*1962); Ugo Rondinone (*1964); Dieter Roth (1930-1998); Christian Rothacher (1944- 2007); Niki de Saint Phalle (1930-2002); Werner Schaad (1905-1979); Hans Rudolf Schiess (1904-1978); Sonja Sekula (1918-1963) Kurt Seligmann (1900- 1962); Francisco Sierra (*1977); Anita Spinelli (1908-2010) Doris Stauffer (1934-2017); Lou Stengele (1898-1993); Daniel Spoerri (*1930); Sophie Taeuber-Arp (1889-1943); Paul Takács (*1974); André Thomkins (1930-1985); Jean Tinguely (1925-1991); Otto Tschumi (1904-1985); Jean Viollier (1896- 1985); Not Vital (*1948); Gérard Vulliamy (1909-2005); Isabelle Waldberg (1911-1990); Aldo Walker (1938-2000); Andreas Walser (1908-1930); Franz Wanner (*1956); Ilse Weber (1908-1984); Walter Kurt Wiemken (1907-1941); Eva Wipf) 1929-1978); Teres Wydler (*1945); Irène Zurkinden (1909-1987)

Publikation

Zur Ausstellungseröffnung erscheint in einer deutschen und einer italienischen Sprachausgabe eine umfassende und reich illustrierte Publikation mit Texten von Peter Fischer, Stephan Hauser, Julia Schallberger und Hans-Peter Wittwer sowie 61 Künstlerbiografien verfasst u. a. von Bettina Mühlebach und Noemi Scherrer und einem Literaturverzeichnis. Surrealismus Schweiz, hrsg. von Peter Fischer und Julia Schallberger / Aargauer Kunsthaus, Aarau und MASI Lugano, ca. 300 Seiten, ca. 400 Abbildungen. Snoeck Verlag, ISBN 978-3-86442-252-2 Deutsch, ISBN 978-3-86442-259-1 Italienisch

akh

Kontakt:

http://www.aargauerkunsthaus.ch/ausstellungen/2018/?showUid=482&cHash=ab00fc5d9159789c0270699a907512f7

 

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