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"VOYAGE, VOYAGE! ÜBER DAS REISEN IN DER KUNST"

"VOYAGE, VOYAGE! ÜBER DAS REISEN IN DER KUNST"

28.07.2017 Ausstellung im Kunstmuseum Olten, bis am 20. August 2017


Bild: Christoph Oertli, Sindbad, 43

Mit «Voyage, voyage! Über das Reisen in der Kunst» widmet sich das Kunstmuseum Olten einem Thema, das Künstlerinnen und Künstler seit jeher umgetrieben hat. Die grosse Sommerausstellung - der Titel ist dem gleichnamigen Chanson der Band Desireless (1989) entnommen - stellt herausragende Werke aus der Museumssammlung rund 20 Positionen zeitgenössischer Kunstschaffender gegenüber, die sich in unterschiedlicher Weise vertieft mit dem Reisen auseinandersetzen. Deutlich zeigt sich dabei: Reisen ist Nahrung für die Sinne, Reisen ist Selbsterfahrung und Spiegelung in der Welt, Reisen ist die Einheit von Impuls und Aktion, Bewegung und Verortung, Eindruck und Ausdruck.

Es gibt viele Gründe, warum sich Kunstschaffende in den letzten Jahrhunderten zu beschwerlichen Reisen in die Fremde aufgemacht haben. Ob auf der Grand Tour, als Begleiter einer Forschungsreise oder gar in diplomatischer Mission, immer ging es darum, der eigenen Erfahrungswelt das Andere gegenüberzustellen.

Denn Reisen bedeutet mehr als mechanische Fortbewegung: Reisen steht für Selbstbewegung und Veränderung. Reisen ist geprägt von Sehnsucht, lebt von Begegnungen mit dem Ungewissen und von Erlebnissen in ungewohnten Gefilden.

Anders als der Ferienaufenthalt bedingt das Unterwegssein die Bekanntschaft mit dem Unbekannten. Viele Künstlerreisen sind daher von vornherein vom melancholischen Hauch des Scheiterns und der Enttäuschung umweht. Denn das unverfälschte Andere, von dem der Pariser Börsianer Paul Gauguin träumte, kann es im Eigenen nicht geben - auf der Reise begegnen Künstler vor allem sich selbst

Den Ausgangspunkt für die Oltner Ausstellung bilden ausgewählte Werkgruppen aus der Sammlung des Kunstmuseums. So zeigen wir Gemälde und das «Marokkanische Tagebuch» des Solothurners Frank Buchser (1828-1890), der England, Südeuropa und Nordafrika bereiste, bevor er durch das in Amerika entstandene Bildnis des legendären «General Suter» Berühmtheit erlangte.

Martin Disteli (1802-1844) war während der Erstbesteigung des Rottal-Gletschers als dokumentierender Beobachter im Dienst der Wissenschaft und als Bildreporter unterwegs.

Und Jakob Christoph Miville (1786-1836) - der Werkkomplex stammt aus der Oltner Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts - trat um 1800 in den Dienst eines Grafen, um als Landvermesser in Russland jüngst annektierte Gebiete zu kartieren.

Das Hauptaugenmerk gilt indes zeitgenössischen Kunstschaffenden aus dem In- und Ausland, die das Unterwegssein als elementaren Teil ihrer Arbeit verstehen.

So verknüpfen die Basler Kunstschaffenden Cécile Hummel (*1962), Sonja Feldmeier (*1965) und Samuel Buri (*1935), aber auch die Deutsche Nanne Meyer (*1953), ihre Reiseeindrücke zu Werkzyklen, die sich durch ihr ganzes Œuvre hindurch ziehen.

Oft sind Reisen mit Recherchen verbunden, die performativen Charakter haben. Beispiele hierfür sind der skulpturale Pavillon «Stultitia II - Floating Folly», den Florian Graf (*1980) im Jahr 2016 als Hommage an den Humanisten Erasmus von Rotterdam (1466-1536) konzipierte und von dessen Sterbeort Basel bis zu seinem Geburtsort Rotterdam den Rhein hinab treiben liess, wobei er unterwegs zu Dialogen und Performances einlud.

Oder San Kellers (*1971) Road-Movie über seinen (missglückten) Versuch, Martin Distelis Nachlass aus der Oltner Museumssammlung mit einem Gemälde von Andy Warhol aus einer amerikanischen Sammlung zu tauschen.

Andere Künstler wiederum lassen ihre Werke auf Reisen gehen. Das Spektrum reicht in der Ausstellung von H. R. Fricker (*1947), einem wichtigen Vertreter der Mail Art, über Pawel Ferus (*1973), der zerfetzte Autopneus durch halb Europa schickte, bis zu Com&Com (Marcus Gossolt, *1969 / Johannes M. Hedinger, *1971) und ihrem Baumstamm «Bloch», der als Repräsentant eines alten Appenzeller Fastnachtsbrauchs um die ganze Welt reist und völkerverbindende Kontakte knüpft.

In den letzten Jahren haben gleich mehrere Künstler Atelieraufenthalte im Ausland zum Anlass genommen, um die Reise zum Zielort ins Zentrum ihrer Arbeit zu rücken: So ist der Berner Nico Müller (*1983) von seinem Pariser Atelier nach Hause gewandert, während der Basler Jan Hostettler (*1988) unlängst bereits von seiner dritten grossen Fussreise durch Europa zurückgekehrt ist, die ihn dieses Mal von Basel nach Instanbul führte.

Mehrere Topoi, die für verschiedene Aspekte des Reisens stehen, werden in der Ausstellung explizit aufgegriffen, etwa in der Arbeit «Sinbad by Oertli / El-Sawy», in welcher der Basler Christoph Oertli (*1962) anhand des berühmten Seefahrers aus «Tausendundeiner Nacht» das Gefühl der Sehnsucht thematisiert, oder im Werk «Mirador/Selkirk» von Olaf Nicolai (*1962), der zu jener Insel reiste, die dem realen Vorbild des Robinson, dem Freibeuter Alexander Selkirk, als Aufenthaltsort gedient hatte.

Auch die Pilgerreise findet ihren Ausdruck in der Ausstellung, dann nämlich, wenn Marinka Limat (*1983) uns täglich live ihre Eindrücke sendet, die sie auf ihrer am 8. April begonnenen «Kunst-Pilgerreise III» von Kassel nach Athen sammelt.

Nebst phantasievollen, philosophischen und spielerischen Werken zum Thema des Reisens, wie dem von Sergej Klammer (*1974) und Sandi Paucic (*1963) mit Hilfe von befreundeten Künstlern umgebauten, weitgereisten und mit einer Modelleisenbahn bestückten legendären (Kunstreise-)Wohnwagen, der diesmal mit Werken aus der Museumssammlung gefüllt wird, oder den Künstlerbüchern von Krassimira Drenska (*1947), die zum Flanieren einladen, führen Künstlerreisen auch zu sozial- und gesellschaftspolitischen Untersuchungen: Lena Maria Thüring (*1981) beschäftigt sich in ihrer Video-Doppelprojektion «Hanjin Palermo» während einer Ozeanfahrt auf einem Containerschiff mit der wirtschaftlichen Situation der Frachtschiffindustrie und setzt die Ergebnisse den Befindlichkeiten der Crew-Mitglieder gegenüber.

David Zehnder (*1978) geht in seinem kürzlich entstandenen Video «Erfan's Notebook» auf die Situation eines jungen Flüchtlings ein, der dem langen Warten auf die Weiterreise in einem Gefängnis in der Türkei mit Englisch-Lektionen einen Sinn gibt.

Gilles Fontolliet (*1981) macht als Viel-Reisender anhand von selbst hergestellten Kopien bekannter Sneakers-Marken auf Kultur-Clashes aufmerksam, und Jörg Mollet (*1946) begab sich unter dem Patronat der Unesco auf die Suche nach vorchristlichen Bilderzeugnissen in der lybischen Wüste. Mit Klodin Erb (*1963), die eine imaginäre Reise «zwischen Kapstadt und Nordkap» zu Gemälden verarbeitete, und Felix Brenner (*1955), der sich zeichnend auf psychodelische Reisen begibt, wird auch das Reisen im Kopf zum Thema.

Diesen vielfältigen Reigen beschliesst eine wunderbare Werkpräsentation von Dadi Wirz (*1931), der als Sohn des bekannten Schweizer Ethnologen und Sammlers Paul Wirz sein ganzes Leben auf Reisen verbrachte und dies in seiner künstlerischen Arbeit veranschaulicht.  

Beteiligte KünstlerInnen:

Felix Brenner, Samuel Buri, Com&Com (Marcus Gossolt / Johannes M. Hedinger), Krassimira Drenska, Klodin Erb, Sonja Feldmeier, Pawel Ferus, Gilles Fontolliet, H. R. Fricker, Florian Graf, Jan Hostettler, Cécile Hummel, Sergej Klammer / Sandi Paucic, Marinka Limat, Nanne Meyer, Jörg Mollet, Nico Müller, Olaf Nicolai, Christoph Oertli, Lena Maria Thüring, Dadi Wirz, David Zehnder u. a.

Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Olten und der Stiftung für Kunst des 19. Jhs. in Olten:

Frank Buchser, Martin Disteli, San Keller, Jakob Christoph Miville u. a.

kmo

Kontakt:

http://www.kunstmuseumolten.ch/

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