Der deutsche Politologe Iring Fetscher ist gestorben
22.07.2014 Der am 4. März 1922 in Marbach am Neckar geborene deutsche Politikwissenschafter Iring Fetscher (Bild) ist am 19. Juli 2014 in Frankfurt am Main gestorben.
Foto: http://www.iring-fetscher.de/
Mit dem Hinscheiden Iring Fetschers hat nicht allein die deutsche Politikwissenschaft einen ihrer namhaftesten Protagonisten verloren. Wie wenige andere hat Fetscher seine Disziplin besonders in der Aufbauphase der Bundesrepublik - in einer Zeit notwendig gewordener Neubesinnung nach dem Nationalsozialismus - geprägt.
Stefan Dornuf
http://www.nzz.ch/feuilleton/ein-humanist-1.18347243
Vor zwei Jahren sagte der damals 90-jährige Politikwissenschaftler Iring Fetscher am Rande der Beerdigung eines 81-jährigen Kollegen: «Die jungen Leute sterben uns weg.» Das war typisch für Fetschers Humor: Mit 81 ist man jung und mit 90 nicht alt - auf jeden Fall nicht so alt, dass man nicht mehr selber Auto fahren könnte. Fetscher verabschiedete sich, stieg ein und fuhr weg. Am Samstag ist er verstorben.
Rudolf Walther
http://www.derbund.ch/kultur/diverses/Ein-streitbarer-weltoffener-Geist/story/12283911
In der alten Bundesrepublik war Karl Marx schlimmer als Pornografie. Wer sich trotzdem bilden wollte wie der junge Enzensberger, fand Nachhilfe allenfalls bei Jesuiten. Iring Fetscher war einer der ersten, der es wagte, gegen den antikommunistischen Konsens die Marxsche Lehre überhaupt vorzustellen. Seine Dokumentensammlung "Karl Marx und der Marxismus" (ab 1963) gehörte bald zum Grundwortschatz der Neuen Linken, die sich dabei aber nicht von einem Hang zum romantisierten Kommunismus abhalten ließ.
Willi Winkler
http://www.sueddeutsche.de/wissen/nachruf-auf-iring-fetscher-faible-fuer-marx-und-maerchen-1.2055452
Der Weiterdenker
Iring Fetscher ist mir stets als ein heiter-gelassener Mensch begegnet. Sicher, er konnte sich auch empören, aber wenn sich diese Empörung auf politische Entscheidungen oder gesellschaftliche Entwicklungen bezog, dann war er bestrebt, sie möglichst zügig in publizistische Interventionen zu verwandeln.
Herfried Münkler
http://www.tagesspiegel.de/kultur/zum-tod-von-iring-fetscher-der-weiterdenker/10225428.html
Marxismus mit Märchen
Seinen Marx-Studien verdanken wir ein aufgefächertes Bild des Marxismus. Mit Ironie verwandelte er ihn sogar zum populären Märchenstoff.
Lorenz Jäger
Video:
Ernst Bloch im Gespräch mit Iring Fetscher (1967)
http://www.youtube.com/watch?v=MVmOGgwSQ-A
Audio:
http://www.mdr.de/kultur/audio913656_zc-15948bad_zs-86171fdd.html
Mehr:
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118683497
http://www.munzinger.de/search/portrait/Iring+Fetscher/0/9672.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Iring_Fetscher