ZUM TOD DES SCHWEIZER SCHRIFTSTELLERS MARKUS WERNER
04.07.2016 Der am 27. Dezember 1944 in Eschlikon (Kanton Thurgau) geborene Schweizer Schriftsteller Markus Werner (Bild) ist am 3. Juli 2016 in Schaffhausen gestorben. Werner erhielt dieses Jahr den ProLitteris-Preis.
Bild: Markus Werner, 2011 - Foto: Katharina Werner, zvg, http://ead.nb.admin.ch/html/werner.html
Markus Werner wurde am 27.12.1944 in Eschlikon im Kanton Thurgau geboren. Die Schulen besuchte er in Thayngen (Kanton Schaffhausen), wo die Familie seit 1949 lebte. Nach der Matur 1965 studierte Werner Germanistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Zürich, wo er 1974 promovierte. Von 1975 bis 1985 amtete er als Hauptlehrer, anschliessend bis 1990 als Lehrbeauftragter am Gymnasium in Schaffhausen. Seit 1990 lebte er als freier Autor, zuerst in Opfertshofen, seit 2002 in Schaffhausen.
Mit 40 Jahren publizierte er seinen ersten Roman, "Zündels Abgang" (1984), darauf folgten "Froschnacht" (1985), "Die kalte Schulter" (1989). In diesen Romanen beschreibt Werner lakonisch und oft satirisch existenzielle Abgründe des menschlichen Alltags aus der Perspektive von Romanfiguren, die häufig ihrem Beruf den Rücken gekehrt haben. Der Durchbruch gelang ihm mit dem vierten Roman "Bis bald" (1992). Später folgten "Festland" (1996) und "Der ägyptische Heinrich" (1999) und zuletzt "Am Hang" (2004). Mit Ausnahme des letzten Romans, der beim S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main erschien, wurden alle anderen im Residenz Verlag in Österreich publiziert. Alle Romane Werners sind in verschiedene Sprachen übersetzt, einige als Hörspiele und Theaterproduktionen bearbeitet worden
https://www.helveticarchives.ch/detail.aspx?ID=202888
ProLitteris-Preis 2016 - Auszug aus der Jury-Begründung für die Wahl von Markus Werner:
Zum ersten Mal von sich hören machte Markus Werner mit seinem Erstling "Zündels Abgang". Mit vierzig Jahren war er kein früh Vollendeter, dafür schien er aber schon mit seinem ersten Werk angelangt zu sein und hatte einen unverwechselbaren Stil. Obwohl seine Sprache einfach zu lesen ist, ist sie hochpräzise gearbeitet, elegant und differenziert, reich und virtuos, ohne jemals selbstgefällig zu sein.
In den zwanzig folgenden Jahren veröffentlichte Markus Werner sechs weitere Romane von "Froschnacht" über "Die kalte Schulter" bis zu "Am Hang", dem letzten Roman, der 2004 als erster im S. Fischer Verlag erschien und ihm, nachdem er viele Jahre lang als Geheimtipp gehandelt wurde, zu einem späten Durchbruch verhalf.
http://prolitteris.ch/prolitteris-preis-2016-wir-praemieren-zwei-herausragende-autoren/
Mit seinen sieben Romanen, die zwischen 1984 («Zündels Abgang») und 2004 («Am Hang») erschienen, hat sich Werner ein begeistertes Leserpublikum erschrieben.
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/markus-werner-ist-tot/story/15129330
Markus Werner gehörte zu den namhaften und vielfach ausgezeichneten Autoren des Landes
Sein Hauptthema war die «condition humaine», im Mittelpunkt seiner Romane standen unheldische Helden, die von der Welt für untauglich befunden wurden und mit der Tücke des Objekts haderten.
srf/bers
http://www.srf.ch/news/panorama/schriftsteller-markus-werner-ist-tot
Im Gegensatz zur breiten Leserschaft erkannte die Fachwelt Werners Könnerschaft gleich sofort. Für seinen ersten Roman "Zündels Abgang" erhielt er 1984 den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung.
Es folgten über ein Dutzend weitere, renommierte Auszeichnungen, darunter mehrere Preise der Schweizerischen Schillerstiftung, 1999 der Hermann-Hesse-Preis, 2002 der Johann-Peter-Hebel-Preis und 2000 der Joseph-Breitbach-Preis, der höchstdotierte Literaturpreis im deutschen Sprachraum. Werners Bücher wurden bisher in 18 Sprachen übersetzt.
sda-ats
Liebesversuche mit der Welt
Der grosse Schweizer Schriftsteller Markus Werner starb am Sonntag 71jährig in Schaffhausen. Seine sieben Romane gehören zum Schönsten der Schweizer Literatur.
Mit dem Witz des Moralisten
Sein letztes Buch war sein erfolgreichstes Werk. Und es war zugleich so etwas wie eine späte Befreiung: Spielerischer hat Markus Werner nie geschrieben als in seinem Roman «Am Hang» (2004). Souveräner ist er mit seinem Stoff nie umgegangen. Und nie zuvor hat er einen Schluss gewagt, der den Leser so beunruhigend ins Offene, ins Unerlöste und Unbekannte hinausstiess.
Roman Bucheli
http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/schweizer-schriftsteller-markus-werner-ist-tot-ld.103806
Mehr:
http://www.helveticat.ch/search/query?term_1=Markus+Werner&locale=de&theme=Helveticat
https://www.helveticarchives.ch/detail.aspx?ID=202888
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=120295245
http://www.bibliomedia.ch/de/autoren/Werner_Markus/641.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Werner
Auf dieser Webseite u.a. erschienen:
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Der böse Blick, der liebende Blick
Die Laudatio von "Tagesanzeiger.ch/Newsnet"-Redaktor Martin Ebel auf den Schriftsteller Markus Werner, der am Wochenende einen renommierten Literatur-Preis erhielt.
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/der-boese-blick-der-liebende-blick/story/11175350
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Zum Tod von Markus Werner
Radio SRF, "Echo der Zeit" vom heutigen Montag, 18 Uhr
Julian Schütt
http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=e59e3b9f-4ce6-45a7-b823-eaf84394bce7
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Nachträge vom 5. Juli 2016
Markus Werners «überlebensdienliche Gabe des Humors»
Mit dem Tod von Markus Werner verliert die Schweizer Literatur eine ihrer eigenwilligsten und elegantesten Stimmen. Sein Werk: Zauberhaft leuchtende Prosa zur «condition humaine» - düster und humorvoll zugleich.
Hans-Ulrich Probst
http://www.srf.ch/kultur/literatur/markus-werners-ueberlebensdienliche-gabe-des-humors
Er war einer der brillantesten, sprachgewaltigsten Schweizer Schriftsteller. Und ein ganz feiner Mensch.
Markus Werner war in der Öffentlichkeit nie präsent. Insofern wird sich mit seinem Tod gar nicht so viel ändern, auch wenn er ihn vorübergehend ins Scheinwerferlicht rückt, wo er sich so unwohl fühlte. Was er sagen wollte, steht in seinen Büchern. Dort steht es auch heute, zwei Tage nach seinem Tod, und dort wird es noch lange stehen. Ebenso lange wird es sich lohnen, Markus Werner zuzuhören.
Frédéric Zwicker
http://www.saiten.ch/was-markus-werner-sagen-wollte/