ZUM TOD DES SCHWEIZER VOLKSMUSIKERS MARKUS "MÄRKU" HAFNER
30.04.2020 Der am 17. Juni 1928 in Langenthal geborene Volksmusiker, Komponist, Autor, Gestalter, Forscher und Pädagoge Markus "Märku" Hafner (Bild) ist in der Nacht vom 28. auf den 29. April 2020 in Wattenwil gestorben. Der Multiinstrumentalist war über Jahrzehnte eine unerhört inspirierende, prägende, verbindende und anspornende Figur in den weiten Gefilden von Schweizer Volksmusik, Weisen und Tänzen aus der Ferne und dem heranwachsenden Folk. Bei den Folkfestivals auf der Lenzburg und auf dem Gurten lief er als Geiger oft zum eigentlichen Starformat auf, dies am liebsten aber doch abseits der grossen Bühnen.
Bild unten: Märku Hafner (links) mit Weggefährte Michael Scherling - Foto: 80.ZYT 461
"Nur-Musik" gibt es nicht. Musik entsteht immer aus Geschichten heraus, zumeist aus Liebesgeschichten, aus Ereignissen, die sich nur unter bestimmten Umständen, in bestimmten Gegenden und bei bestimmtem Wetter abspielen können. Geschichten machen Musik begreifbar.
Märku Hafner
Vollblut-Volksmusiker
Vor einigen Tagen ist der Vollblut-Volksmusiker Märku Hafner gestorben.
Ich lernte Märku kennen, als er um 1970 während zwei Jahren mit meinem Vater unter dem Namen "Wättertanne" musizierte (auf der Klarinette, obwohl er schon damals ein begnadeter Geiger war).
Viele "nicht volkstümliche" Musizierende haben die Frische der Volksmusik dank Märkus zwei Notenbüchern "Mit Musig ungerwägs" und "wenn's gyget" kennengelernt, welche im Zytglogge-Verlag erschienen sind.
Paolo Imola bewahrt die musikalische Hinterlassenschaft von Märku - und wir bewahren Märku ein warmes Gedenken.
Christoph Kuhn
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=10216719963487482&id=1113556021
Bild: Ad-hoc-Formation 2015 mit (v.l.n.r) Paolo Imola, Märku Hafner, Peter Holdener und Christoph Kuhn, https://soundcloud.com/user-791150756/valser-da-mas-men?fbclid=IwAR0UCpk9-klBEH5
märku war - zusammen mit seinen verschiedenen gruppen - ein grosses vorbild für mich und er hat uns in den 1970er-jahren bei unseren forschungen zur alten schweizer volksmusik stets väterlich liebevoll unterstützt - danke märku!
Urs Klauser
Märku war ein wuchtiger Findling, der eine volksmusikalische Einöde unglaublich bereichert hat. Seine Inspiration wirkt weiter. Er bleibt unvergesslich. Danke.
Karl Johannes Rechsteiner
Traurig und sehr dankbar für sein Vermächtnis ...
Thomas Aeschbacher
Wenn Hafner zum Tanz aufspielt, dann "gyget's" - so sagt man in der Schweiz nicht nur, wenn das Zusammenspiel der Musikanten vortrefflich klappt, es ist auch eine Metapher für eine harmonische Beziehung unter Menschen.
Bild: Märku Hafner (Bildmitte) mit dem Echo vom Locherguet, 2013 - Foto: © https://www.locherguet.ch/galerie
Ausgezeichnet mit dem Volksmusikpreis des Kantons Bern
Markus Hafner, der das Lehrerseminar und die Schulen für Gestaltung in Zürich und Bern besucht hatte, zählte weitgehend zur hiesigen Ethno-Musikbewegung. Er wuchs in Langenthal und Bern auf und erlernte das Violinspiel schon als Sechsjähriger von seinem Vater, der ebenfalls ein eifriger "Folk"-Musiker war
Daran schloss sich eine vielseitige Ausbildung an, die u.a. Chorgesang (Loosli), Klavier und Komposition (Furrer), Horn (Schmidtke), Klarinette (Cornaz) und Geige bei verschiedenen Lehrkräften (Furchner u.a.) beinhaltete.
Seine Laufbahn nahm ihren Anfang mit der Hafner Familiemusig, in welcher der Zehnjährige bereits mitwirkte. Sie führte über das Seminar-Orchester, mehrere Jazzformationen im New-Orleans-Stil während der 1950er-Jahre (als Klarinettist) und das Ländlerensemble Bärner Volksmusikante (1957 bis 1966) bis hin zur Ländlerkapelle Jeremias vo Bäup (1964 bis 1976, Hafners wohl namhafteste Gruppe, mit LP), zur MagaliMusik (1979 bis 1982) sowie zur Formation Häxebäse (Musik von Fahrenden, seit 1982) und zur Ländlerkapäue Jeremias, gegründet 1992.
1981 wurde Märku Hafner der Volksmusikpreis der Kantonalen Erziehungsdirektion Bern zuerkannt, und seit 1960 gastierte er öfters auch bei Radio und Fernsehen.
Die Musik hat ihn ferner nach Norwegen, England, Deutschland, Jugoslawien und in weitere Länder Europas geführt.
Sein eigenes Schaffen umfasst rund 120 Stücke, von denen zahlreiche in dem 1993 im Zytglogge-Verlag erschienenen bibliophilen Faksimileband "Mit Musig ungerwägs" enthalten sind.
Bild: Husmusig Jeremias vo Bärn, 2. Gurtenfestival, 1978 - Zeichnung: Märku Hafner - Archiv Daniel Leutenegger, www.ch-cultura.ch - Besetzung: Märku Hafner, Gyge; Res Hafner, Hauszittere; Housi Rupp, Schwyzerörgeli; Chrigu Schwander, Hackbrätt; Lisebeth Lanz, Bassgyge; (nicht auf dem Bild: Barbara Otti, Tanzmeischtere)
Bild: Märku Hafner, "Mit Musig ungerwägs", Zytglogge Verlag, 80.ZYT 461
Audios / Videos:
Ländlerkapelle Wättertanne 1970 mit Markus Hafner & Peter Hirt, Klarinetten; Jürg Kuhn & Alfred Mathys, Schwyzerörgeli; Rolf Dubi, Bass, spielt das Stück "La Margna"
https://www.facebook.com/1113556021/videos/10216338065860280/
Husmusig Jeremias, 2015 mit (v.l.n.r) Paolo Imola, Märku Hafner, Peter Holdener und Christoph Kuhn
Häxesabbat im Pfaffeloch
Artist: Jütz - Music Publisher: Bauer Studios GmbH - Composer: Märku Hafner, 2018
https://www.youtube.com/watch?v=S7e35HQunTw
Distelfinken spielen aus der Sammlung "Mit Musig ungerwägs" des Berner Volksmusikers Märku Hafner.
Les Ministrings du Conservatoire de Lausanne 2010.11.18: Valse triste de Märku Hafner
https://www.youtube.com/watch?v=ElKPXjhdCt8
Fernsehen DRS, Für Stadt und Land, 26.09.1972, 00:00 Uhr
Bärner Müschterli
Schweiz, BE: Volkstümliche Sendung mit der Ländlermusik "Jeremias vo Bäup" und dem Jodlerchor des Turnvereins Belp / Porträt Bräuche (Fyrabechlopfe, Ufrichti, Platzgen und Zibelemärit)
Bild: Märku Hafner, "Wenn's gyget", Notenalbum, Mus 7 MH 2, Zytglogge Verlag
Mehr:
https://www.discogs.com/de/artist/3636442-M%C3%A4rku-Hafner
http://archiv.folker.de/200606/rezi-buc.htm
Gurtenbüchlein Nr. 2, 1978, www.ch-cultura.ch
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MÄRKU HAFNER: GEDANKEN ZUM 2. FOLKFESTIVAL BERN-GURTEN
Aus: Gurtenbüchlein zum 2. Int. Folkfestival Bern-Gurten, 1./2. Juli 1978, Redaktion © Daniel Leutenegger, www.ch-cultura.ch - Zeichnung: © Märku Hafner
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